Strache will die FPÖ - wenig überraschend - als stärkste Kraft im Land sehen.

Foto: derStandard.at/Schüller

"Es gibt nichts auf der Welt, was nicht auf Ehre und Treue aufgebaut wäre", sagt Weinzinger.

Foto: derStandard.at/Schüller

Heringssalat statt Gulasch.

Foto: derStandard.at/Schüller

Graf ist schon da und macht Werbung für seine Bücher.

Foto: derStandard.at/Schüller

Der Strache-Fan aus Hannover: Politisch könne sich Deutschland schon was von der FPÖ und Österreich abschauen, sagt er.

Foto: derStandard.at/Schüller

Begonnen hat das offizielle Programm noch nicht: Dem Bierkonsum tut das keinen Abbruch.

Foto: derStandard.at/Schüller

Eine fröhliche Runde: Medien seien schlecht, Haider und Strache gut.

Foto: derStandard.at/Schüller

Der Andrang ist groß: Die letzten Tickets wurden bereits vor Wochen verkauft.

Foto: derStandard.at/Schüller

Alles bereit für Strache.

Foto: derStandard.at/Schüller

UPDATE 21:15:

Das war das 19. Aschermittwochtreffen der FPÖ. Vergleichsweise harmlos und langweilig zu den vergangenen Jahren. Der extremste Sager kam von dem scheidenden Landesparteiobmann Weinzinger, in der er die "Ehre und Treue" zu den Grundpfeilern der FPÖ ernannte. Wiens Bürgermeister Häupl - immerhin Hauptgegner der FPÖ 2010 - hat relativ wenig abbekommen; außer den erwartbaren Angriffen auf die anderen politischen Parteien gab es hauptsächlich bereits Gehörtes: Österreicher sind gut, Ausländer schlecht und die Zogajs gehören in den Kosovo.

Die Bundespräsidentschaftswahl will Strache offenbar mit eigenem Kandidaten begehen, die Geheimnistuerei um den Kandidaten dient in klassischer Haider-Manier der kontinuierlichen medialen Präsenz. derStandard.at beendet hiermit diese Präsenz, wir schalten ab und verabschieden uns. 

Morgen auf derStandard.at: Eine Video-Reportage aus Ried.

UPDATE 21:00:

Strache kommt zum Ende - er wiederholt sich. Noch einmal sagt er, dass die Unanständigen in Österreich nichts verloren hätten. "Liebe Freunde, ich sage ein Glück auf, Österreich zuerst. Österreich ...". Stille. Das Publikum versteht nicht, was von ihnen erwartet wird. Strache probierts nochmal: "Österreich..." Die Anwesenden verstehen, sie brüllen "zuerst" zurück. "Pack mas an", endet Strache. Die Leute springen auf, sie applaudieren und winken. Es ist das Ende des Parteitags.

UPDATE 20:50:

Prammer und die Linken würden einen so starken Hass hegen, dass diese keine Sportler mehr nach Olympia schicken wollen. Dieser Witz war für das Publikum zu kompliziert. Niemand lacht. Strache erkennt das Problem. Jetzt gibt er ihnen das Minarett. Das verstehen die Leute im Saal. Krüge werden abgestellt und jetzt wird gejohlt. Strache atmet auf und beginnt die übliche "Kulturdebatte gegen die Islamisierung". Er will nicht zulassen, dass die Kreuze aus den Schulzimmern verbannt werden. "Ja, wie kommt denn die EU dazu?"

"Nahezu ein Viertel der österreichischen Bevölkerung sind Freiheitliche und uns will man ausgrenzen!" Strache sagt zum ungefähr 100. Mal "liebe Freunde" und kommt stark schwitzend zum Ende der Rede.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag: "Seit meinem Auftritt beim Kaiser im Fernsehen, weiß jeder, warum wir in Österreich die Monarchie abeschafft haben." "Nächstes Jahr beginnt in Wien das Jahr 1 nach Michael Häupl". Das war klar verständlich, der 90-Jährige, der bisher eher emotionslos zuhörte, lacht und klatscht.

"Ich werde mit Euch gemeinsam die Ärmeln hochkrempeln. Wir sind nicht zu stoppen. Heute sind wir den Mächtigen im Weg (das ist von Haider geklaut!, Anm.)." Schlusssager: "Aus für Häupl und Ja zu HC Strache. Kein anständiger Mensch muss sich vor HC Strache fürchten, nur die Kriminellen, die sollen sich fürchten, wenn ich in Wien Bürgermeister bin. Von mir wird jeder anständige Mensch gleich welcher Nationalität gleich behandelt."

UPDATE 20:45:

"Wir erleben absurde Rauchverbote", verordnet durch die zentralistische EU, ruft Strache in den verqualmten Saal. Und jetzt soll man auch noch den Griechen helfen, "die Italiener stehen auch schon vor der Tür. Und ich sage ganz deutlich: Raus aus dieser EU". Damit stößt er auf Begeisterung im Publikum.

"Null Toleranz gegen Verbrecher", sagt Strache. Wie die aussehen soll, führt er nicht aus. Dafür trinkt er wieder einen kräftigen Schluck. Und widmet sich dann einem seiner Leibthemen: Der Familie Zogaj. "Wer kann denn diesen Namen noch hören", sagt er. Wäre er für das Innenministerium verantwortlich, die wären schon längst alle im Kosovo.

"Wir sind keine Ausländerfeinde" sagt der FPÖ-Chef. "Wir respektieren andere Kulturen, aber wir lieben die eigene Kultur und wollen nicht, dass sie vor die Hunde geht.". Strache zitiert aus einem Prospekt aus Dubai: "Achtung der einheimischen Kulturen. Besucher sind stets willkommene Gäste, sofern sie die Sitten und Gebräuche respektieren." Aha. Soll Österreich nun Dubai werden, oder was?

UPDATE 20:30:

Im Saal wird es lauter, Strache wiederholt sich: Wenn ein SPÖ-Abgeordneter den Mund aufmache, habe die FPÖ wieder fünf Prozent mehr. Die beste Nebenrolle spiele nicht Christoph Waltz - der für den Oscar nominiert ist - sondern Werner Faymann, der "Wasserträger der ÖVP". Das gefällt den Anwesenden: Der Spruch "Jedes Kasperl braucht sein Sepperl" kriegt eine Menge Applaus.

Es gebe einen sozial politischen Notstand in Österreich, Bildungsprobleme durch Klassen, in denen von 30 Schülern nur ein/zwei Inländer wären. Der bei diesem Satz aufkommende Applaus zeigt, was die Menschen hier wollen: Mehr markige Sprüche gegen Ausländer.

UPDATE 20:15:

"Dieser Mann ist völlig fehl am Platz", so Strache über Darabos und befürchtet, dass das Bundesheer unter ihm zu Grunde geht. "Und ist der Fettnapf noch so klein, der Darabos tritt sicher rein." Da lacht der Saal. Der Verteidigungsminister solle abtreten. Strache prostet zum ersten Mal in die "nette Runde".

UPDATE 20:10:

Strache beginnt mit dem "humoresken Teil" der Rede. Er macht seine Witze seltsamerweise mehr über Gusenbauer als über Faymann, den er nur nebenbei erwähnt. Wir sind verwirrt: Sind das die Witze vom Vorjahr? Sind wir in ein Zeitloch gefallen?

Jetzt bekommt die Info-Illu News ihr Fett ab. Strache stellt eine Meldung richtig, dass er keine Freunde habe. Er spricht von 25.000 Facebook-Friends, mehr als Erwin Pröll und Werner Faymann. Dass ein Ziegelstein weit mehr Fans hat, erwähnt er nicht.

UPDATE 20:05:

Strache will dem "Agnostiker Heinz Fischer" christliche Werte entgegensetzen. Der FPÖ-Chef befindet sich bereits im Präsidentschaftswahlkampf: Verraten will er den blauen Kandidaten nicht, genannt hat er bis jetzt sich selbst, Graf und Rosenkranz. Strache will in Wien die 20-Prozent-Marke überspringen und meint "Häupl wird nach der Wahl mit einem hochroten Kopf dastehen". Bei den Gemeinderatswahlen 2010 sieht er überall die Chance für die FPÖ zuzulegen. 

UPDATE 20:00:

Strache holt sich als erstes den 90-Jährigen auf die Bühne, der "90jährige Treue bewiesen hat". Offensichtlich sieht Strache den Mann bereits von Beginn seines Lebens an in der Mitte des Parteitags. Dann begrüßt er den ORF, der von den Anwesenden ausgebuht wird. Es geht gegen Alfons Haider: "Wenn Rosenkranz oder ich Bundespräsident wären, dann würden wir dem Haider kein Interview geben." Wer Österreich beschimpft habe in einem öffentlich-rechtlichem Medium nichts verloren.

Ziel muss sein, in allen Landesregierungen und der Bundesregierungen zu sein, "stärkste Kraft im Land zu werden." Bierkrüge werden erfreut aneinander gestoßen. Strache kommt zu Kärnten: Man habe mit der Kooperation mit der Freiheitlichen Partei in Kärnten einen Schritt in Richtung bundesweiter Geschlossenheit gemacht. "Was zusammegehört, hat zusammengefunden.

Und dann appelliert er wieder an das "Wir"-Gefühl: "Je mehr sie gegen uns schreiben, desto sicherer sind wir auf dem richtigen Weg."

UPDATE 19:45:

In der Halle ist es heiß und stickig, es wird geraucht und getrunken. Die Stimmung ist feindlich, geprägt von einem "Wir sind wir und die anderen interessieren uns nicht"-Gefühl, die Teilnehmer sind begeistert. Sie kriegen, was sie wollten. Denn Haimbuchner wettert jetzt so richtig los, sein Tenor überrascht wenig: Unterstützt werden soll der Normalbürger, denn der arbeitet "von Montag bis Freitag und zahlt Steuern" und das tun Ausländer nicht und "Randgruppen" sowieso nicht, so wie Homosexuelle, und andere.

Jetzt spielt die Kapelle und dann ist Strache dran - 75 Minuten soll seine Rede dauern.

UPDATE 19:35:

Haimbuchner hat bei der bisher letzten Landtagswahl 2009 für die Freiheitlichen 15,2 Prozent erreicht, ausgehend von 8,4. Dementsprechend beliebt ist er beim Publikum. 

In seiner Rede geht es gegen "Gutbürger", die anderen Parteien, den "Ackerl mit seiner Baskenmütze" und die "gescheiterte Integration". Der FPÖ werde "der einheimische Steuerzahler immer wichtiger sein als der Ausländer. Meine freiheitliche Gesinnung werde ich niemals fallen lassen", so Haimbuchner unter lautem Applaus. Und wer keine deutsche Sprache kann, habe "hier" nichts verloren, schreit Haimbuchner und seine Stimme überschlägt sich vor Eifer. "Für die eigenen Leute im eigenen Land", sagt er und damit wenig Neues aus den Reihen der FPÖ.

Soziale Leistungen würde ein Österreicher in der Türkei auch nicht bekommen, wieso also umgekehrt? Außerdem: Schluss mit der Diskussion über den Klimawandel. "Wenn Forscher nicht in der Lage sind, das Wetter in den nächsten Monaten vorherzusagen, wie können sie das dann mit dem Klima in den nächsten Jahrzehnten machen?"

UPDATE 19:20:

Am Wort ist als erstes Lutz Weinzinger (57), Landeparteiobmann der FPÖ in Oberösterreich, der im Wahlkampf 2008 mit der Forderung auffiel, jede "blonde, blauäugige Frau, die Deutsch als Muttersprache hat" sollte mindestens drei Kinder gebären, sonst "holen uns die Türkinnen ein". Dieses Jahr sagt er: "Es gibt nichts auf der Welt, was nicht auf Ehre und Treue aufgebaut wäre." Darauf beruhe heute immer noch der freiheitliche Grundgedanke. Man sei in OÖ zu alter Stärke zurückgekehrt. Nun übergebe er die Partei, "symbolisch das Mikrofon und den Saal" an Manfred Haimbuchner. Und dieser ergreift das Wort.

UPDATE 19:10:

Strache marschiert ein. Die triumphale Musik, die aus den Lautsprechern dröhnt, ist seit 18 Jahren dieselbe, wie es im Programm heißt. Die Leute reißt es von den Bänken, tobender Applaus, Strache strahlt blauäugig in die Kameras und schüttelt Hände. Bei der Begrüßung gibt es vor allem Applaus von dem - prinzipiell euphorisch eingestellten - Publikum für Barbara Rosenkranz, die "Jeanne d'Arc der österreichischen Innenpolitik", wie sie der Redner nennt. Außerdem für Graf, der sich von den Medien nicht "niederbiegen lässt". Und natürlich hemmungslos für Heinz-Christian Strache.

UPDATE 18:45:

KORREKTUR: Natürlich gibt es heute kein Gulasch in Ried, sondern einen Heringsalat. Wir bedauern die Verwechslung.

Bereits anwesend ist der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf. Heftiger Applaus begleitet ihn auf die Bühne. Es sei "einfach toll, hier zu sein", sagt er. Der Kritik an seiner Person antwortet er: "Selbst wenn mich politische Mitbewerber abwählen wollen, ich werde bis zum letzten Atemzug zur freiheitlichen Politik stehen."

Die restliche FPÖ Spitze wird übrigens gegen 19 Uhr erwartet.

Gäste sind nicht nur aus ganz Österreich angereist, sondern auch aus Deutschland. Ein Herr aus Hannover sagt, sie als Deutsche könnten sich von Österreich durchaus was "abschauen" in Punkto FPÖ. Strache bringe die Sachen immer auf den Punkt, meistens mit etwas "Provokation drinnen", darauf freut er sich heute schon. In Deutschland hat er immer die CDU gewählt, die habe ihn jedoch enttäuscht und nun kommt er nach Österreich, um sich den "politischen Input" zu holen. In den vergangenen Jahren war die Gruppe der deutschen Gäste jedoch größer, merkt er bedauernd an. "Viele davon sind mittlerweile nach Österreich übersiedelt." Ein junger Mann, Mitglied des Rings freiheitlicher Jugend (RFJ) ist mit Kameraden angereist. Er findet vor allem das "Miteinander toll, jeder kennt jeden, da ist man mit jedem per Du." Die Politik rücke dabei eher in den Hintergrund.

UPDATE 18:15:

Die meisten Teilnehmer sind nicht unbedingt erfreut über die Anwesenheit der Medien. Eine ältere Dame macht ihrem Ärger Luft: "Den Standard und das Profil könnte man jeden Tag zerreißen", so ein Blödsinn stehe da drinnen. Ihr Gegenüber würde auch lieber ohne Medien feiern - er hatte gestern seinen 90. Geburtstag und hat bisher "keinen Aschermittwoch der FPÖ versäumt". Auf die Frage, wer besser sei: Haider oder Strache, sagt er: "Der Haider war schon was ganz Besonderes aber wenn ich den Strache nicht gut finden würde, wäre ich nicht hier."

UPDATE 18:00 UHR:

derStandard.at ist angekommen: Saskia Jungnikl und Rainer Schüller begrüßen Sie aus der Jahnturnhalle in Ried im Innkreis. Langsam füllt sich der Saal - bereits vor einer Stunde haben sich die ersten Menschen vor den Toren versammelt. 13 Euro kostet der Eintritt, darin enthalten ein Gutschein für ein Gulasch und ein Glas Bier. Die ersten Tabletts voll Bierkrüge werden bereits herumgereicht, der offizielle Start des politischen FP-Aschermittwochs ist allerdings erst um 19 Uhr. Blaue und Weiße Luftballons hängen an Decke und Lampenschirmen, eine Blaskapelle verbreitet laut volkstümliche Klänge. Viele Menschen in Trachtenanzug, der Altersdurchschnitt ist noch schwer zu schätzen, alte wie junge warten auf die Reden des Abends.

Laut Polizei ist keine Gegendemo angemeldet, überhaupt sei seit Straches Vorsitz "nichts mehr los." Zu Jörg Haiders Zeiten sei das noch anders gewesen, da hätte man bei Schlägerein zwischen Anhängern und Gegnern noch eingreifen müssen. Neben Parteichef Heinz-Christian Strache wurden als Ehrengäste der oberösterreichische Landesparteiobmann Lutz Weinzinger und sein designierter Nachfolger Manfred Haimbuchner angekündigt. Vergangenes Jahr war als Gastredner der Chef der rechtsextremen belgischen Partei Vlaams Belang, Philip Dewinter - dieses Jahr ist keiner angekündigt, möglicherweise wartet man mit einem Überraschungsgast auf. (Saskia Jungnikl und Rainer Schüller aus Ried, derStandard.at, 17.2.2010)