Bild nicht mehr verfügbar.

Kanada...

Foto: REUTERS/Hans Deryk

Bild nicht mehr verfügbar.

und Eishockey...

Foto: AP/ Jacobson

Die Norweger, die von Kanadas Hockey-Kommentatoren in der Happy-to-be-here-Kategorie geführt werden, zu der auch Österreichs Eishackler zählen würden, hätten sie nicht die Quali versemmelt, hatten die Ehre, bei der wirklichen Eröffnung der XXI. Winterspiele dabeizusein, beim ersten Auftritt von Team Canada den Gegner zu geben. Schon feiern Kanadierinnen und Kanadier Goldene auf der Buckelpiste oder auf dem Snowboard, aber was hier abgeht, ist ein bisserl mehr als Sport. Quasi jedenfalls.

"Wir wissen, dass sie ein gutes Team haben und gute Spieler. Wir haben sie im TV gesehen." Mit diesen Worten wurde Norwegens Patrick Thoresen vor dem Spiel zitiert, und die Kundigen, von denen es Millionen gibt in Kanada, hatten fast Mitleid. Schließlich hat Norwegen keinen einzigen aktuellen NHL-Spieler im Team, und dass Thoresen vor ein paar Jahren einmal mit Salzburg österreichischer Meister geworden ist, wissen sie offenbar nicht.

Im Canada Hockey Place, der in nichtolympischen Zeiten auf den Namen General Motors Place hört, und in dem die Vancouver Canucks ihre Heimspiele austragen, wurden also die Spiele eröffnet. Zum ersten Mal wird Eishockey bei Olympia im kleineren NHL-Rink gespielt. Und die Norweger, denen geraten wurde, nicht an den Sieg zu denken, sondern an das historische Ereignis, an dem sie teilhaben dürfen und von dem sie doch ihren Kindern und Enkerln einmal erzählen sollen, hielten zunächst einmal wacker entgegen. Und fabrizierten sogar den ersten Schuss aufs Tor.

Dieses hütete Roberto Luongo, was insofern bemerkenswert ist, als er als einziger Canuck den Weg ins Team Canada schaffte (andere Canucks wirken für Schweden oder die USA). Und also bedachten die 19.300 Glücklichen, die Platz fanden im Hockey Place, und die zu 99 Prozent in roten Leiberln mit Ahornblatt steckten, jede Aktion des Goalies mit einem "Luuuuuu" , was man zunächst falsch verstand, da Konsonanten bei dieser mächtigen Mehrstimmigkeit nicht einwandfrei zu identifizieren sind. Aber warum auch hätten sie "Buuuuuu" schreien sollen.

Bei der nächsten Partie, am Donnerstag gegen die Schweiz, wird allerdings Einsergoalie Martin Brodeur hüten. Den schonte man noch, schließlich hatte er zuletzt bei den New Jersey Devils sehr viel zu tun, und beim vierten in der Gruppe handelt es sich um die USA. The Great One, Wayne Gretzky, schmückte auch den Hockey Place. Er hat zwar das Olympische Feuer entzündet, doch eine Funktion im Team Canada bekleidet er nicht. 2006 war er General Manager, bei der Schmach von Turin, dem siebenten Platz. Diesmal ist Steve Yzerman der Chef. Und er weiß, was sein Auftrag ist beim Heimspiel: Gold.

Und plötzlich hüpfte alles

Die Kanadier begannen mit einer gewissen Vorsicht, hielten sich bei Checks im Bandenbereich zurück, schließlich gelten bei Olympia die Regeln des internationalen Eishockeyverbandes und nicht jene der NHL. Also könnte sich Thoresen gedacht haben, dass die in echt gar nicht so gut sind wie im Fernsehen. Aber als nach 22 und einer halben Minute Jarome Iginla von den Calgary Flames das 1:0 erzielte und alles hüpfte im Hockey Place, war's um die tapferen Wikinger geschehen. 8:0 (0:0, 3:0, 5:0) in Toren hieß es am Ende, 42:15 in Torschüssen. Dazu gab's einen Aktenordner voll Statistiken, die noch die Enkerln studieren können.

"Wir mussten uns doch erst kennenlernen" , rechtfertigte Ryan Getzlaf von den Anaheim Ducks, der vor dem Turnier verletzt war, und um den sie seitenweise bangten, das erste Drittel. Schließlich macht die Geldmaschine NHL nur zwölf Tage Pause für Vancouver, wo Kanadas Hockey-Ehre auf dem Spiel steht. Um die zwölf Olympia-Teams zu gliedern, wurde ein origineller Modus ausgeheckt: In jeder Vierergruppe spielt jeder gegen jeden. Die insgesamt vier Punktebesten qualifizieren sich direkt fürs Viertelfinale.

Und einer, der alle drei Vorrundenspiele verliert, kann immer noch Olympiagold holen. Denn vom Fünften bis zum Zwölften der Vorrunden spielen sie Playoff um die restlichen vier Viertelfinalplätze, ehe es auf gewöhnliche Art bis zum Finale geht. (Benno Zelsacher aus Vancouver, DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 18. Februar 2010)