Wien - Der feministischen Friedensaktivistin Pinar Selek droht eine lebenslange Haft in der Türkei. Das berichtet das Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC), dessen Gründung auf eine Initiative von Altbundeskanzler Bruno Kreisky zurückgeht. Selek wird vorgeworfen, im Auftrag der von Ankara als Terrororganisation eingestuften "Arbeiterpartei Kurdistans" (PKK) einen Bombenanschlag auf einem Basar in Istanbul im Jahr 1998 verübt zu haben.

Obwohl Pinar Selek für diese Tat schon vor Jahren freigesprochen worden sei, wolle der Oberste Gerichtshof der Türkei aufgrund der selben Anklage sie zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilen, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten VIDC-Aussendung. Es sei anzunehmen, dass die Türkei keine "engagierte Frau, die viele Anhängerinnen hat, hören will", sagte VICD-Pressesprecherin Elfriede Schachner.

Gutachten widerlegen Vorwürfe

Es gebe Gutachten, die die Beteiligung Seleks an dem Bombenanschlag widerlegten, betonte Schachner. Trotzdem musste die Menschenrechtsaktivistin in den 90er Jahren für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis und soll dort auch gefoltert worden sein. Pinar Selek macht immer wieder mit unterschiedlichen Projekten gegen Gewalt und Militarismus auf sich aufmerksam.

"Wir haben Pinar Selek im vergangenen Oktober nach Wien eingeladen. Ihr Vortrag über Türkei 2009 - Frauen in Bewegung" hat uns fasziniert und wir konnten uns von ihrer deutlichen Haltung gegen Krieg und gegen Gewalt überzeugen. Man muss sich die Frage stellen, ob hier versucht wird, eine mutige Frau und unbequeme Gegnerin antidemokratischer Kräfte mundtot zu machen", so Walter Posch, Direktor des VIDC und ehemaliger Nationalrat und Menschenrechtssprecher der SPÖ. "Das VIDC schließt sich dem Protest des P.E.N.-Zentrums Deutschland gegen diesen neuerlichen Versuch, Pinar Selek zum Schweigen zu bringen, an". (APA)