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Foto: APA/EPA/Young

Wenn eine riesige Finanzblase wie der US-Immobilienmarkt mit katastrophalen Folgen platzt, dann ist es nicht verwunderlich, dass Experten und Investoren von da an auf der Ausschau nach weiteren Blasen sind, die platzen könnten.

Kandidaten gibt es genug: Im Herbst 2008 konzentrierten sch die Berufskassandras auf die verbrieften Kreditkartenschulden in den USA, im vergangenen Jahr auf die Börsenerholung der Märkte der Schwellenländer, Rohstoffe, Gold (beim letzteren bekennt sich auch dieser Blog schuldig), oder die chinesische Wirtschaft. Und nun steht die Prognose für einen Crash der gewerblichen Immobilien in den USA hoch im Kurs.

All diese Warnungen beruhen auf Fakten und haben eine gewisse Berechtigung. Aber sie sind auch Ausdruck einer intellektuellen Faulheit. Nach einer Katastrophe ist es allzu einfach, das nächste Desaster anzukündigen. Wer immer dagegen hält, wird an die Fehlprognosen vor der Finanzkrise erinnert. Mit düsteren Voraussagen kann man zumindest bei Cocktailpartys nicht falsch liegen.

Aber ob sich damit Geld verdienen lässt oder vernünftige Politik gestalten lässt, ist eine andere Frage. Denn die Zukunft bleibt ungewiss, und die Mehrheit aller möglichen Katastrophen treten nicht ein – entweder weil rechtzeitig gegengesteuert wird, oder einfach durch ein wenig Glück.

Gewohnheitspessimismus und ständige Crash-Ansagen sind letztlich die Kehrseite des sorglosen Optimismus, der vor 2008 in der Finanzwelt vorherrschte. Wenn die Warnungen eintreten, werden die Kassandras rufen: "Ich habe es ja gewusst", und die Kommentatoren den Entscheidungsträgern vorwerfen, nicht zugehört zu haben.

Max Otte hat sich mit seinem zeitgerechten Bestseller "Der Crash kommt" trotz magerer Kompetenz einen großen Namen gemacht.

Aber wie der gerade verstorbene große US-Ökonom Paul Samuelson einmal in einer Newsweek-Kolumne schrieb: "Die Börse hat neun der letzten fünf Rezessionen vorausgesagt."

Bloß werden die Weltuntergangsankündigungen, die sich nicht bestätigen, rasch wieder vergessen.