Die Computermesse CeBIT bekommt auch in diesem Jahr die Wirtschaftskrise wieder zu spüren. Das bedeutet aber nicht, dass weniger Aussteller oder Pressevertreter im März zur weltweiten IT-Leitmesse in Hannover erwartet werden. "Wir sind zuversichtlich, die CeBIT 2010 stabil ausrichten zu können", sagt CeBIT-Sprecher Hartwig von Saß im Gespräch mit der Nachrichtenagentur DAPD. Viele Unternehmen entscheiden sich erst in letzter Minute für eine Teilnahme.

"Last-Minute"-Buchungen

Es gebe in diesem Jahr ein extrem verspätetes Anmeldeverhalten, erklärt von Saß. Das sei fast schon wie bei den "Last-Minute"-Buchungen im Sommer auf dem Flughafen. Derzeit gingen noch so viele Anmeldungen ein, dass es am Ende zahlenmäßig sogar mehr Aussteller als im Vorjahr sein könnten. Ähnliches sei auch bei den Akkreditierungen der Pressevertreter zu beobachten. Da habe es noch vor wenigen Wochen ein deutliches Minus geben, inzwischen lägen aber aus dem Ausland sogar mehr Anmeldungen vor, aus Deutschland seien es etwa gleich viele.

Inhaltlich steht die Messe in diesem Jahr unter dem Motto "Connected Worlds" - Vernetzte Welten. Gemeint ist damit das Zusammenwachsen der verschiedenen Techniken und die Vernetzung der Welt über das Internet, ob nun in der Wirtschaft oder im privaten Bereich in den eigenen vier Wänden.

"Smarter Cities"

Die dadurch entstehenden Herausforderungen für die IT wollen breit aufgestellte Unternehmen wie IBM angehen. Unter dem Stichwort "Smarter Cities" versucht IBM zu zeigen, wie mit Hilfe der IT Städte gesteuert werden können, damit sie lebenswert bleiben. Auf der CeBIT zeigt IBM unter anderem ein Pilotprojekt auf der Insel Bornholm, wo ein Stromnetz für Elektrofahrzeuge aufgebaut wird, das mit Windenergie läuft.

Der Aufbau einer intelligenten IT-Infrastruktur ist für IBM aber ein sehr langfristiges Projekt. "Technisch könnten wir anfangen", sagt Professor Gunter Dück, der bei IBM Bereichsleiter für Smarter Infrastructure ist. Schon jetzt könne die IT in Städten helfen, zum Beispiel die Stromnutzung, Abwasser- und Müllentsorgung oder die Verkehrslenkung effektiver zu gestalten. Bis so etwas umgesetzt sei, dauere es manchmal aber "elend lange", sagt Dück. Grund seien die verschiedenen, oft gegensätzliche Interessen, die es in einer Gemeinde, zwischen Unternehmen und in der Politik gebe. Dück sieht im Aufbau einer IT-Infrastruktur der Zukunft denn auch eine kulturelle, gesellschaftliche Herausforderung.

Bei anderen Unternehmen geht der Fokus hingegen beim CeBIT-Auftritt auf den einzelnen Menschen, so beim taiwanesischen Handy- und Smartphone-Hersteller HTC, der auch in diesem Jahr wieder trotz der kurz vor stattfindenden Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona zur CeBIT kommt. HTC lege großen Wert auf die Personalisierung seiner Geräte, erklärt Florian Seiche, Vizepräsident Europa von HTC. Jeder solle sein Gerät so einrichten können, wie er es täglich brauche. Am Anfang der Kommunikation stehe schließlich immer der einzelne Mensch, sagt Seiche. Er solle die Vielfalt der Kommunikationsmöglichkeiten nutzen können, "über den Weg entscheidet dann jeder selbst".

Thementag "Connected Living"

Welche verschiedenen Formen die Vernetzung der Welt annehmen kann, zeigt die CeBIT mit einigen Schwerpunktthemen. Beim Thementag "Connected Living" kann man erleben, wie die Wohnwelt der Zukunft aussieht. Um die technischen Grundlagen geht es in der "Broadband World", die der Hightech-Branchenverband Bitkom ausrichtet. Der Fokus auf die Breitbandtechnik hat auch einige Firmen wie Motorola, Ericsson und Eutelsat wieder zur CeBIT zurückkehren lassen.

Auf eine mehr als erwartet große Resonanz stieß auch der automotiveDay, weshalb dieser IT-Kongress für die Automobilindustrie nun in einen größeren Raum verlegt wurde. Mit der TeleHealth gibt es auch 2010 wieder eine Leitmesse für eHealth-Lösungen im Rahmen der CeBIT.

Nicht nur für Investoren, sondern vor allem auch für Anwender interessant dürfte der Bereich "Next level 3D" sein. Ob im Kino, auf dem Fernseher oder im Internet, 3D ist sicher einer der Zukunftstrends. Zum ersten Mal versucht die CeBIT auch, die digitale Musik einzubinden. Unter dem Motto "CeBIT Sounds" kommen hier die drei wichtigsten Akteure im Musikbereich zusammen: Die IT-Industrie, die Musikindustrie und die Kreativen, die Musiker selbst.

Auffallend in diesem Jahr sind die vielen Konferenzen. Mehr als früher soll über die Produkte gesprochen werden. "Was passiert auf den Geräten?" werde eine immer wichtigere Frage, sagt von Saß. Da es immer mehr Produkte und Dinge gebe, die über Sprache erklärt werden müssten, seien Foren und Konferenzen gefragt. Und so werden zu den "CeBIT Global Conferences" auch bekannte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu Vorträgen erwartet, um ihre Vorstellungen zur vernetzten Zukunft darzulegen.

Die CeBIT 2010 findet vom 2. bis 6. März auf dem Gelände der Messe in Hannover statt. (APA)