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Ein einer kleineren, überschaubaren Gruppe kann man sicher kommunizieren und wird als wichtiger Teil wahrgenommen. Wird die Gruppe aber zu groß, herrscht Schweigen im sozialen Netzwerk.

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Je größer das eigene soziale Netz, desto besser. Das könnte man zumindest denken. Viele Leute, viele Ideen und jede Menge Konversation. Doch diese Regel gilt nur, solange es gewisse kritische Masse noch nicht erreicht ist. Tritt dieser Fall ein, dann sorgen viele FreundInnen nicht mehr für Unterhaltung, sondern für das große Schweigen.

Massenmedium

Das Interessante an der Kommunikation in den sozialen Netzwerken ist die Tatsache, dass alle möglichen Kommunikationskanäle offen stehen: so reicht die Palette vom vertrauten Chat bis hin zur Kommunikation in einer größeren Gruppe unter Bekannten bis hin zu einer massenmedialen Kommunikationsform - wobei in der letzten Stufe, daher wenn ein gewisses Maß an Followern oder Freunden überschritten wurde, nur mehr eine Kommunikation mit den Usern, niemals aber untereinander, stattfindet.

Die magische Grenze

Das US-Magazin Wired: Clive Thompson in Praise of Online Obscurity bringt als ein Beispiel für diese Problematik, den Fall von Maureen Evans. Die Studentin und Poetin startete 2006 ihre aktive Twitter-Karriere und erreichte bald 100 Follower. Es gab einen regen Gedankenaustausch und ein Hin und Her. 2007 startete Evans mit einem neuen Projekt - Rezeptaustausch über Twitter. Dafür konnte sie mehr als 3000 Follower begeistern, aber noch war es eine überschaubare Kleinstadt. Es gab Diskussionen und immer noch einen regen Gedankenaustausch. Doch dann wuchs das Netzwerk auf 13.000 Follower und dann war es Still - keine Unterhaltungen, kein Austausch. "Es herrschte auf einmal Totenstille," so Evans gegenüber Wired.

Teilhaben, nicht untergehen

Warum dies so ist, versucht Wired zu erklären: "Wenn eine Gruppe eine bestimmte Größe erreicht hat, dann fühlt sich der einzelne Teilnehmer wieder anonym. Und die Person, der man folgte, wird zu einem überdimensionalen, viel zu großen Ding mit dem man sich nicht mehr identifizieren kann." Das soziale Netzwerk ist mit einem Schlag nicht mehr sozial. Es ist nicht mehr der Prozess einer Vielzahl von Konversationen und des regen Gedankenaustauschs, sondern wird zum altbackenen Massenmedium. Wenn die Gruppe zu groß wird, dann ist ein Platz in der unüberschaubaren Menge uninteressant. Die einzelnen TeilnehmerInnen fühlen sich nicht mehr als Teil der Gruppe und sind der Meinung ohnehin nichts Wichtiges und Relevantes mehr beitragen zu können. Mit einer kleineren Anzahl von Freunden redet man, die große Masse wird lediglich informiert.(Gregor Kucera,derStandard.at vom 16.2.2010)