Neben den Wirtschaftstreibenden wählen auch die Landwirte ihre traditionell schwarze Vertretung neu - wegen der föderalen Struktur sind diesmal aber nur zwei Länder dran.

Den Auftakt macht die Landwirtschaftskammer in Salzburg, bei der sich am kommenden Sonntag vier Fraktionen um die 28 Sitze in der Vollversammlung bewerben. Hier hat der ÖVP-Bauernbund mit Franz Eßl 24 Sitze zu verteidigen, die früher gerade in diesem Bundesland starke Freiheitliche Bauernschaft erreichte zur Zeit der ungeliebten schwarz-blauen Koalition nur zwei Mandate, daher wird mit einer Stärkung der FP-Bauern gerechnet. Auch jene Fraktionen, die bisher je ein Mandat hatten, treten wieder an: der Unabhängige Bauernverband Salzburg und die SPÖ-Bauern.

Wahlberechtigt sind 32.788 Bäuerinnen und Bauern aus Salzburg - geringfügig weniger als vor fünf Jahren (33.256). Die Wahlbeteiligung lag damals bei 51 Prozent - die Mobilisierung der jeweiligen Anhängerschaft gibt daher viel Spielraum für die Verteilung der Gewichte.

Der Bauernbund gilt als die stärkste Mobilisierungsmacht Österreichs, könnte sich bei ohnehin schon gewonnen scheinenden Wahlen aber schwertun: In Tirol stieg im Vorjahr die Wahlbeteiligung deutlich, die Freiheitlichen legten aber stärker zu. Und der Unabhängige Bauernverband - Motto: "Auf Bauer, wehr Dich!" - ist angesichts der Unzufriedenheit vieler Landwirte mit der Agrarpreisentwicklung eine unberechenbare Größe: Bei der oberösterreichischen Bauernwahl 2009 konnte er seinen Stimmanteil verdoppeln und die Mandatszahl zulasten des Bauernbunds verdreifachen.

In Niederösterreich, wo am 28. Februar gewählt wird, stehen den 165.009 Wahlberechtigten landesweit 40 Landwirtschaftskammerräte und in den Bezirken zwischen 15 und 46 Mitglieder der Bezirksbauernkammern zur Wahl. Auch hier dominiert der Bauernbund mit 91,23 Prozent, sein Obmann und Kammerpräsident Hermann Schultes ist wie sein Salzburger Kollege Eßl auch Nationalratsabgeordneter. Herausforderer sind hier die SPÖ-Bauern (die auch die Rebellen der IG Milch umwerben) und die FPÖ, die 2005 den Kammereinzug verpasst hatte.

Das Wahlergebnis hat bundesweit nur indirekt Bedeutung: Anders als bei anderen Kammern gibt es keine Bundes-Bauernkammer, ein Vorstoß zu ihrer Schaffung wurde in den Neunzigerjahren abgeschmettert. Daher ist die "Landwirtschaftskammer Österreich" nur ein Verein: die Präsidentenkonferenz, kurz PräKo. Ihr Vorsitzender ist der Steirer Gerhard Wlodkowski, Schultes und Eßl sind seine Stellvertreter. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2010)