Jung, attraktiv, charismatisch, sozialpolitisch links, ansonsten stramm rechter Kärntner Gesinnung. So oder ähnlich stellt man sich in der Kärntner SPÖ das Wunschbild eines Parteivorsitzenden vor.

Die Wirklichkeit sieht dann so aus: Man schieße den jeweiligen Obmann ab, ohne eine Alternative in petto zu haben, und schon finden sich mindestens zwei altgediente Kandidaten, die sich gegenseitig bekämpfen. Jetzt wird es also am SPÖ-Parteitag Ende März eine Kampfabstimmung zwischen dem Villacher Bürgermeister Helmut Manzenreiter und dem Klagenfurter Gesundheitslandesrat Peter Kaiser geben; weitere Chef-Anwärter nicht ausgeschlossen.

Nicht einmal in Zeiten größter Not ist die erstarrte rote Funktionärsclique im Parteipräsidium bereit, sich hinter einem Kandidaten für die Nachfolge Reinhart Rohrs zu vereinen und geschlossen Kampfgeist zu demonstrieren. Schließlich gilt es nicht nur, die SPÖ nach endlosen Wahlniederlagen neu aufzustellen, sondern auch den Trümmerhaufen in Kärnten aufzuräumen, den der verstorbene politische Bankrotteur Jörg Haider hinterlassen hat.

Aber so manchem der handelnden Akteure dürfte es vorrangig nur um lukrative Posten und Pöstchen gehen, die unter einem neuen Vorsitzenden Manzenreiter, der die Mehrheit der Bezirke hinter sich hat, neu verteilt würden. Diese Kärntner SPÖ ist wohl nicht mehr zu retten. Sie steht bereits am Abgrund. Und träumt weiter. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2010)