Wien - Mitten in der größten Airline-Krise holt Air Berlin zum Gegenschlag aus: Die zweitgrößte deutsche Airline und größter Konkurrent der Lufthansa in Europa, stockt ihre Beteiligung an Niki auf. Derzeit ist Air Berlin mit 24 Prozent an Niki Laudas Niki beteiligt, künftig sollen es bis zu 49,9  Prozent sein. Wie hoch die Beteiligung wirklich sein wird, war das große Geheimnis am Montagabend. Man verwies auf eine Pressekonferenz am Donnerstag. Bis dahin war größtes Stillschweigen angesagt.

Air Berlin wird nicht zuletzt wegen der bilateralen Landesrechte etwa mit Russland keine Mehrheit erwerben. Aber für Niki macht das größere Engagement Sinn. Mit der schlanken Kostenstruktur beider Gesellschaften können sie etablierten Netzwerk-Carriers wie Lufthansa oder AUA leichter Paroli bieten. Die AUA versucht derzeit mit nie dagewesenen Kampfpreisen (59 Euro hin und retour nach Paris oder Stockholm) die Flieger voll zu bekommen. Niki bietet one-way ab 29 Euro in diverse europäische Städte. Die beiden Billig-Airlines Niki und Air Berlin haben seit Jahren bewiesen, was die AUA jetzt mühsam nachmachen muss: Ihr Business-Modell des Punkt-zu-Punkt-Verkehrs mit großen Fliegern (meist Boeing 737) und günstigen Preisen hat sich bewiesen.

Die AUA hat die Billig-Airlines bisher mit der falschen Strategie bekämpft: Während die Passagiere im Laufe der Jahre zu Niki, Air Berlin, SkyEurope (gibts nicht mehr) oder Germanwings abwanderten, reagierte die AUA passiv und setzte kleine Flieger ein. Das erwies sich als falsch, weil die kleinen Flieger hohe Fixkosten haben.

Nun wird alles anders, auch die AUA setzt größere Flieger wie Airbus auf den Europa-Strecken ein und versucht über den Preis die Auslastung zu bekommen. Ob dieses Modell für Netzwerk-Airlines stimmt, muss die AUA erst beweisen. Diesen Spagat versucht derzeit auch die Lufthansa: Sowohl Netzwerk-Carrier als auch billige Tickets anzubieten und mit den Low-Cost-Carriers zu konkurrenzieren. Umgekehrt erwarten sich die Passagiere von Lufthansa & Co auch Qualität, die aber droht auf der Strecke zu bleiben.

Ende des Baustopps

Skylink geht weiter. Das finanziell aus dem Ruder gelaufene Terminal-Projekt Skylink wird ab sofort weiter gebaut. Das bestätigte der zuständige Vorstand Ernest Gabmann am Montag, der Standard berichtete bereits.

Laut Gabmann sei Skylink "wieder auf Kurs", weil die wichtigsten ausstehenden Bauleistungen neu verhandelt worden seien. Und das "mit deutlichem wirtschaftlichen Vorteil für den Flughafen Wien". Klar sei, dass die Kosten von 830 Mio. Euro nicht überschritten werden dürften. Darin enthalten seien Reserven für Unvorhergesehenes, eine Risikovorsorge und die Kosten für einen eventuellen Totalübernehmer. Das diesbezügliche Vergabeverfahren sei eingeleitet und soll bis zum dritten Quartal 2010 abgeschlossen sein.

Bei der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch wird Flughafen-Chef Herbert Kaufmann noch dabei sein, seine vorzeitige Ablöse soll erst bei der Sitzung am 22. März beschlossen werden. Er bekommt seinen Vertrag bis 2014 ausbezahlt und hat Anspruch auf mehrere Pensionszahlungen. Ab April wird der Vorstand auf zwei Mitglieder reduziert, Gerhard Schmid und Ernest Gabmann. (Claudia Ruff/DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2010)