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Sittenwächter befürchten einen Verfall der Disziplin in Singapur.

Singapur - Um 12.18 Uhr Ortszeit wurden am Sonntag die Türen des ersten Spielkasinos in Singapur geöffnet. Drinnen erwarteten die ausländischen und einheimischen Gäste Glücksspielangebote, von denen sich nicht nur Zocker, sondern auch die Finanzbehörden hohe Einnahmen versprechen. Sittenwächter sahen in dieser "Spielhölle" jedoch eine Aushöhlung der Disziplin in dem südostasiatischen Stadtstaat und beschworen die Gefahr von Korruption und Insolvenz herauf.

Die Eröffnung um 12.18 Uhr sollte Glück bringen. In China ist die Acht eine Glückszahl, weil ihre Bezeichnung im Chinesischen ähnlich klingt wie Wohlstand. Da viele Einwohner Singapurs chinesischer Abstammung sind, dürften sich diese davon angesprochen fühlen. Außerdem hofft man auf wohlhabende chinesische Touristen.

Das neue Kasino ist Teil von "Resorts World Sentosa", einem Freizeitgelände samt Luxushotel auf einer vorgelagerten Insel. Erbaut wurde die Anlage von einem malaysischen Unternehmen für 6,6 Milliarden Singapur-Dollar (3,4 Milliarden Euro). Im Mai soll ein zweites Kasino in Trägerschaft von Las Vegas Sands eröffnen. Die Regierung erwartet von den Spielstätten eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um ein Prozent sowie 35.000 neue Arbeitsplätze.

Singapur müsse sich mehr dem Dienstleistungssektor zuwenden, da asiatische Nachbarstaaten viel billiger Waren produzieren könnten und mit der traditionellen Industrie der Lebensstandards nicht mehr gehalten werden könne, meint der Analyst David Cohen.

Singapur gilt als sichere aber langweilige Stadt. Die Kasinos sollten vor allem den Tourismus ankurbeln. Ausländer dürfen die Spielanlagen umsonst betreten, während Einwohner Singapurs dafür ein Eintrittsgeld von 100 Singapur-Dollar (52 Euro) pro Tag oder 2.000 Singapur-Dollar (1.040 Euro) pro Jahr zahlen müssen.

Damit will man erreichen, dass nur Personen am Glücksspiel teilnehmen, die es sich auch leisten können. Etwa 34.000 Einheimische - Insolvente, Sozialhilfeempfänger, Vorbestrafte - dürfen das Kasino überhaupt nicht betreten. Durch diese Maßnahme sollen Exzesse verhindert werden, betonte ein Regierungsbeamter. Kritiker befürchten allerdings, dass das Image Singapurs als fast korruptionsfreies Land Schaden nehmen könnte. (APA)