Gipfeltreffen der Grafen. Ich bringe Graf Foto, Wolf-Dieter Grabner, und den Grafen des Wesentlichen, Count Basic aka Peter Legat, zusammen. Der eine hinter der Kamera, der andere davor. Und ich dazwischen. Ungefähr so dazwischen, wie ich dem Peter Legat nach dem letzten Richard Bona-Konzert in Wien stand, als er sich auf seine feuerrote 250er Vespa setzen wollte, ich aber mit dem Gaffen noch nicht fertig war. Jedenfalls haben wir beschlossen, uns irgendwann auf einen Vespa-Plausch mit Ausfahrt zu treffen:

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Der Count klopft im Takt - vielleicht schon in dem eines Titels aus dem Album, das er gerade aufnimmt - auf die Armatur der roten 250er Vespa. „Da blinkt normalerweise ein rotes Lamperl. Aber schau, da ist nix. Die Batterie ist sicher leer", sagt der Count.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Der 51-jährige Wiener Jazz-Soul-Black-Musiker mit den Kärntner Wurzeln, der an der Universität für Musik und darstellende Kunst Popmusik unterrichtet, hat sich den Adelstitel selbst verliehen. „Count Basic war ein Wortspiel mit meinem Grafiker, der die Covers damals gemacht hat. Mir war wichtig, dass im Namen schon rauskommt, dass die Musik einen gewissen Jazz-Approach hat", erzählte er mir noch vor wenigen Minuten, in seiner Wohnung über der Vespa, in die der Graf den Grafen und mich lud.

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Vom neuen Album sind schon vier Songs fertig. Daran erkennt man, dass nur die Vespa keinen Saft hat. Der Count steckt den Schlüssel ins Zündschloss, und der Italienerin geht ein Licht auf. Aha, so hinich kann die Batterie also doch nicht sein.

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Der Count reißt den Helm aus dem Topcase: „Topcase auf der Vespa ist total wichtig. Ich mag nicht immer das Handtascherl, sprich den Helm überall mit hineinnehmen." Und noch was ist dem Count wichtig: „Ich hab eine Malossi-Variomatik einbauen lassen, weil die Vespa ein bisserl langsam war. 300er Vespas sind keine Feinde mehr. Jetzt hab ich einen neuen Sport: Motorradfahrer in der Stadt erniedrigen."

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„Die Vespa ist ein absolut gräfliches Fahrzeug", meinte der Count, zuvor im Wohnzimmer, „Rot als Signalfarbe passt auch ganz gut." Auch die Transalp, die der Count vor der Vespa besaß und mit der er Tagestouren machte, war schon rot.

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„Weil eigentlich passt ja Gitarrist sein und Vespa fahren nicht zusammen: Da brauchst dir nur die Hände brechen - dann hast ein echtes Problem."

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Dabei ist die Sturzstatistik des Count beim ersten Fragen eh harmlos: "Ich bin nie geflogen. Die ganzen fünfzehn Jahre nicht. Also weder mit der Vespa noch mit der Transalp."

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Wenn man dann aber nachfragt, ob der Count denn kein Moped besaß, kommt raus, dass er ein Maxi hatte, mit dem er erst unglücklich war, es dann tunte, und zu guter Letzt auch abstieg: „Dass wir das überlebt haben. Kein Helm, nix. Das war in den 70ern. Wenn du da mit einem Helm gekommen wärst, hätten sie dich ausgelacht. Da bin ich schon ein paar Mal geflogen. Einmal bin ich über eine Rinne gefahren, ist die Kette runtergesprungen: Voller Fritze Lacke! Ohne Handschuhe. Aber es ist nie was passiert."

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Als der Count jetzt mit der Klappkrone am edlen Haupt auf den Startknopf drückt, passiert aber schon was. Ohne einen Zuckler springt die Vespa an. Schnell die letzten Schneeflocken runter von der roten 250er und rauf auf den Bock. „Damit hab ich jetzt nicht gerechnet. Die Batterie ist noch die erste und jetzt vier Jahre alt. Früher hab ich sie im Winter ausgebaut, aber heuer war ich ein wenig nachlässig. Aber gut, ich hab in all den Jahren nie ein Problem mit ihr gehabt."

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Ohne Probleme und ordentlich quer verlässt er den Parkplatz und gibt gleich einmal kräftig Gas. Man kann sich also ein Bild davon machen, wie galant der Count von Frühjahr bis Herbst auf die Uni reitet. Oder zu den Proben. „Ja, da fahr ich auch manchmal mit der Vespa. Gitarre hinten mit dem Bag am Rücken und passt. Mit der Vespa etwas transportieren ist sowieso ganz einfach. Genial ist der Ring unterm Lenker, wo du vorne zwischen den Beinen die Einkaufssackerl hinhängen kannst. Wenn es ums Essen geht, denken die Italiener super mit." Sogar Blumen führt er mit der Vespa spazieren, und das regelmäßig. Die Blumen bekommt seine Gattin, die Comtesse, der er natürlich auch Lieder schrieb - die dann hier und in den Staaten die Charts stürmten.

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Stürmisch passt auch zum Count auf der Vespa, dabei meinte er gerade noch: „Auf der Vespa stoß ich schon an meine Grenzen, und ich hab immer noch die Hosen voll. Die kleinen 12-Zoll-Räder sind halt nicht so stabil wie die von der Transalp." Doch man erkennt sofort, dass er sich auskennt: „Ich hab ein Fahrtechnik-Training gemacht. Da hab ich gelernt, was ich heute kann. Setz dich hinten drauf, komm, trau dich."

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Der Count klopft im Takt auf die Armatur und zeigt auf die Temperaturanzeige: „Minus fünf Grad. Da fahren wir aber nur eine kurze Runde." So schade, dass ich jetzt keinen Helm dabei habe. (Guido Gluschitsch, Fotos: Wolf-Dieter Grabner)

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