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Die Erfolgsgaranten von Simon Ammann, neue Einlagen inden Sprungstiefeln, kamen beim Trockentraining nicht zum Tragen. Am Samstag auf der Normalschanze sollen sie aber dem Schweizer schon das dritte Gold bescheren.

Foto: APA/EPA/Klaunzer

Whistler - "Wer in Willingen dabei war, kann hier auf der Normalschanze nichts gewinnen." Behält Simon Ammann recht, schaut es am Samstag im ersten Bewerb der Skispringen düster aus für Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern und Andreas Kofler. Das Trio aus Österreich hatte sich vor einer Woche auch im Gegensatz zu Normalschanzen-Weltmeister Wolfgang Loitzl die Olympia-Generalprobe in Hessen gegeben, während Ammann vorzeitig nach Kanada gereist war, um sich ausgiebig zu akklimatisieren.

Im Training war Ammann stets vorne dabei. Am Donnerstag wurden er und alle anderen vom Polen Adam Malysz überflügelt, der Willingen ebenfalls Willingen sein lassen hatte. Gut geübt haben andererseits aber auch Willingen-Starter wie Morgenstern oder der Norweger Anders Jacobsen.

Ammann ficht das nicht an. Der 28-Jährige, der zum erfolgreichsten Schweizer Olympioniken aufsteigt, sollte er seinen beiden, 2002 in Salt Lake City errungenen Goldmedaillen im Whistler Park eine dritte hinzufügen, birst geradezu vor Zuversicht. "Eine Medaille ist Pflicht" , sagt er.

Die beste Schweizer Olympionikin ist für den 172 Meter großen und 55 Kilogramm schweren Flieger nur zu holen, wenn er sowohl auf der brandneuen Normal- als auch auf der Großschanze triumphiert. Eine Mannschaftsmedaille wird es mangels Schweizer Mannschaft ja nicht spielen. Skiläuferin Vreni Schneider sammelte in ihrer großartigen Karriere nämlich fünf olympische Medaillen, drei davon aus Gold.

Schüchtern wie das "Vrenli" aus Elm im Kanton Glarus war der "Simi" aus der Talschaft Toggenburg im Kanton St. Gallen nur zu Beginn seines langen sportlichen Weges. Schon als 16-Jähriger schmückte der Sohn der Bauersleute Heiri und Margrith erstmals den Weltcup, 2002 und in Oslo gelang ihm der erste diesbezügliche Sieg. Da war Ammann schon Doppel-Olympiasieger und auch wegen seines Äußeren, das in vieler Augen an "Harry Potter" gemahnte, Liebling der Massen.

Der Zauber hatte sich verflüchtigt, bis Ammann im Dezember 2006 seinen zweiten Weltcupsieg feierte und wenige Monate später Großschanzenweltmeister in Sapporo wurde. Danach folgten zehn seiner 13 Weltcupsiege, fünf in der laufenden Saison, weshalb er die Gesamtwertung anführt.

In Vancouver füttert Ammann übrigens auch Hans-Peter Hildbrand, den Doyen der Schweizer Skisprungberichterstattung, der den Skispringer quasi seit Jahr und Tag im Blick hat, aber ausgerechnet für die Spiele in Salt Lake City "nicht selektioniert" war, mit schönen Geschichten.

Etwa über die Einlagen in den Sprungstiefeln, die idealen Kontakt zu den Zehen ermöglichen, was wiederum höhere Absprungkraft und einen optimalen Arbeitswinkel im Kniegelenk bewirke. Gespannt wie eine Feder sei er, sagt Ammann. Die Blick-Leser glauben ihm. 85 Prozent tippen auf Normalschanzengold. Herr Hildbrand, diesmal also selektioniert, wäre außer sich. (lü - DER STANDARD PRINTAUSGABE 13.2. 2010)