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Hier zieht der Papst ein. Für alle anderen Römer ist das Eigenheim die größte Investition.

Foto: APA/dpa/Nietfeld

Wer in Italien seinen Job verliert und Probleme mit der Kreditrückzahlung hat, dem droht oft der Verlust seines Eigenheims. Eine staatliche Maßnahme erlaubt eine einjährige Atempause.

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Rom - Die Verschuldung der italienischen Bevölkerung wächst, bleibt aber deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Seit Einführung des Euro hat sie um 81 Prozent zugenommen, doch erreicht der Schuldenberg mit 524 Milliarden Euro nur ein Drittel des deutschen Volumens. Der Unterschied ist vor allem auf das in Italien hohe Sparaufkommen der älteren Generation zurückzuführen. Im Schnitt ist jede italienische Familie mit 15.000 Euro verschuldet, Rom und Mailand liegen mit knapp 21.000 Euro an der Spitze. Unter den Bedürfnissen der Italiener hat der Erwerb einer Wohnung deutliche Priorität: 63 Prozent aller Darlehen werden für den Kauf von Erstwohnungen aufgenommen, nur elf Prozent für den Erwerb mobiler Güter. In Italien liegt die Zahl der Eigenheimbesitzer weit über dem europäischen Schnitt. Mieten sind wegen des geringen Angebots besonders in Städten für Lohnempfänger oft unerschwinglich.

Warten auf bessere Zeiten


Wegen der Krise mussten viele Familien den Wunsch auf eine eigene Wohnung auf bessere Zeiten verschieben: Die Zahl der Kreditanträge ist im vergangenen Jahr um zwölf Prozent gesunken. Verdoppelt hat sich dagegen die Zahl derer, die ihre Raten nicht mehr zahlen können - sie beläuft sich auf drei Prozent. Weitere acht Prozent der Kreditnehmer sind gezwungen, ihren Lebensstandard einzuschränken. Der durch die Krise bedingte Verlust von über zwei Millionen Arbeitsplätzen hat das ersehnte Eigenheim für viele in einen Albtraum verwandelt: Die Zwangsversteigerung von Immobilien ist 2009 um 25 Prozent gestiegen. Nach Schätzungen kamen im letzten Jahr Gebäude im Gesamtwert von zehn Milliarden Euro unter den Hammer. Um den Schuldnern entgegenzukommen, haben sich Banken und Verbraucherschutz auf eine Sondermaßnahme geeinigt: Arbeitslose und Kurzarbeiter können ihre Ratenzahlungen ab 1. Februar für ein Jahr aussetzen. Von dem Angebot dürften rund 120.000 Schuldner Gebrauch machen. Ein Drittel aller Darlehen liegt unter 150.000 Euro, fast 70 Prozent aller Kreditnehmer sind jünger als 30.

Seit einigen Monaten registrieren die Banken bei Kreditanträgen einen Zuwachs von acht Prozent. Eine den Banken zugängliche Datenbank erfasst alle in Italien verschuldeten Personen. "Wir unterstützen diese Maßnahme" , erklärt Gianluca Di Ascenzo, Vizepräsident der größten Verbraucherschutzvereinigung Codacons. "Sie verhindert, dass sich Personen, die bereits Geld geliehen haben, weiter verschulden und in die Hände von Wucherern geraten, die für Rekordzinsen Bargeld anbieten. Um leichtfertige Verschuldung zu verhindern, verweist Di Ascenzo auf eigene Computerprogramme, mit denen Familien die Höhe und Dauer der fälligen Raten genau berechnen können. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.2.2010)