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Manuel Pfister flott unterwegs.

Foto: Reuters/Kopczynski

whistler - Manuel Pfister ist der Aufsteiger unter Österreichs Kunstbahn-Rodlern. Der 21-Jährige mischte in den ersten vier Trainingsfahrten im olympischen Eiskanal in Whistler mit der Elite mit und fuhr am Donnerstag mit 154,0 km/h sogar Weltrekord, obwohl zehnte Plätze seine besten Saison-Platzierungen gewesen waren. Doch Pfister selbst und Sportdirektor Markus Prock rückten die Relationen zurecht. Ein Top-Ten-Platz in den vier Läufen am Samstag und Sonntag wäre ein respektables Ergebnis für den Olympia-Debütanten. 

Sicherheitsdiskussion

Pfister löste mit seinem inoffiziellen Geschwindigkeits-Weltrekord eine kleine Sicherheitsdiskussion aus. Dabei soll die Bahn im Whistler Sliding Centre noch nicht einmal ausgereizt sein. Doppel-Olympiasieger Armin Zöggeler etwa ist sich sicher, dass er in den vier Läufen um Olympia-Gold über 155 km/h erreichen werde. "Das sollte das Limit sein. Bei den Bahnen, die für die nächsten Spiele gebaut werden, werden wir eine Geschwindigkeits-Obergrenze einführen", erklärte FIL-Sprecher Wolfgang Harder. "Wir müssen uns um die Sicherheit unserer Athleten kümmern."

Rumänin Stramaturaru schwer gestürzt

Wenig später zeigte sich, dass die Sicherheitsdiskussion zu Recht ins Rollen gebracht wurde. Beim Trainingsauftakt der Rodel-Damen ereignete sich gleich ein schwerer Sturz. Die Rumänin Violeta Stramaturaru verlor in ihrem Trainingslauf die Kontrolle und musste bewusstlos von der Bahn geborgen werden. Die 21-Jährige wurde mit Verdacht auf Gehirnerschütterung in eine Klinik gebracht.

Vor den ersten Ausfahrten auf der neuen Bahn in Whistler war der im Jahr 2000 in St. Moritz von Rodel-Legende Georg Hackl markierte Weltrekord bei 144,3 km/h gelegen. Laut FIL-Angaben hätten sich die Planer für die Olympia-Bahn in Kanada, die auf 1.400 Metern Länge ein Gefälle von 48 Stockwerken aufweist, verrechnet. Ursprünglich seien Spitzengeschwindigkeiten um 135 km/h geplant gewesen. Nun könnte man sogar in die Nähe der magischen Schallmauer von 100 Meilen pro Stunde (160,9 km/h) kommen. "Wir kommen näher und näher. Ich denke, wir werden 156 oder 157 km/h bekommen", meinte Manuel Pfisters älterer Bruder Daniel. Laut US-Routinier Tony Benshoof sei das Maximum beinahe erreicht. "Wir sind sehr nahe an der Grenze, wie schnell man mit einer Rodel fahren kann."

Heiß auf den Adrenalinschub

Pfister, der den Rodelsport schon seit seinem siebenten Lebensjahr betreibt, liebt die Geschwindigkeit und ist heiß auf den Adrenalinschub im Eiskanal. Die Fahrten auf der enorm selektiven Bahn mit ihren 16 Kurven bieten ihm beides. Das hohe Tempo und der enorme Druck von 5 G schaffe eine neue Dimension. "Der Druck auf den Kopf ist gewaltig, es nimmt einem die Luft, das Visier beginnt zu klappern", schildert der Zillertaler die Eindrücke bei Tempo 150.

Als sehr risikobereit bezeichnet Prock den jüngeren der Pfister-Brüder. Doch der kennt auch seine Grenze. "Man muss 100 Prozent geben, aber 105 Prozent könnten zuviel sein", sagte der EM-Siebente, der seinen Platz im Heeressportzentrum verloren hat und als Bauspengler arbeitet. Wichtig sei die Konstanz. "Wenn mir vier gute Läufe gelingen, dann schaut es nicht schlecht aus."

Bruder hat zu kämpfen

Bruder Daniel Pfister kämpfte an den ersten zwei Trainingstagen hingegen noch mit den Tücken der Bahn. Und wohl auch um die nötige Lockerheit. "Es sind Kleinigkeiten, die nicht passen, ich habe noch zwei Trainingsläufe", erklärte der 23-Jährige. Als WM-Dritter wollte er in der Olympia-Saison die Asse fordern - das ist dem HSZ-Angehörigen vorerst nicht gelungen. Auf eine angestrebte Platzierung wollte er sich daher nicht festlegen. "Ich möchte einfach eine Topleistung bringen."

Die Österreicher stellen das weitaus jüngste Team, Wolfgang KIndl bildet mit 21 Jahren da keine Ausnahme. Auch er will vorab nicht über ein Resultat sprechen. "Ich will zeigen, was ich draufhabe", sagte der Tiroler. Er hat sich in dieser Saison kontinuierlich gesteigert, war am Donnerstag in seiner Gruppe sogar einmal Vierter im Training. "Technisch anspruchsvolle Bahnen waren bisher nicht meines, aber heuer hat sich das Blatt gewendet", sagte der EM-Zweite. "Meine Form ist auf dem Höhepunkt."

Topfavorit ist der Südtiroler Armin Zöggeler. Der 36-Jährige greift nach seiner dritten Goldmedaille in Serie, damit würde er die Leistung des Deutschen Georg Hackl einstellen. Verhindern könnten diesen Husarenstreich am ehesten der Russe Albert Demtschenko und die Deutschen Felix Loch und David Möller. (APA)

ERGEBNISSE des Abschlusstrainings: 1. Lauf: 1. Felix Loch (GER) 47,186 - 2. Albert Demtschenko (RUS) 0,046 zurück - 3. Stefan Höhener (SUI) 0,081 - 4. Manuel Pfister (AUT) 0,096 - 5. David Möller (GER) 0,142 - 6. Viktor Kneib (RUS) 0,178 - 7. Daniel Pfister (AUT) 0,188. Weiter: 24. Wolfgang Kindl (AUT) 1,093. Gestürzt: Armin Zöggeler (ITA). Topspeed: Manuel Pfister mit 153,7 km/h