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Grafik: APA

Wien - Trotz zum Teil riesiger Konjunkturpakete erholt sich Europa nur sehr langsam von der Wirtschaftskrise. Vom dritten auf das vierte Quartal 2009 sind die 16 Länder der Eurozone nur um 0,1 Prozent gewachsen, hat das EU-Statistikamt Eurostat in einer Schnellschätzung ermittelt. In den drei Monaten davor betrug das Wachstum immerhin noch 0,4 Prozent. Bleibt es bei diesen Zahlen, ist die Wirtschaft im Gesamtjahr 2009 in der Eurozone um 4,0 Prozent geschrumpft.

Analysten zeigten sich von den neuen Daten eher negativ überrascht: "Es ist enttäuschend. Nur ein paar Länder, vor allem Frankreich, haben die Erwartungen erfüllt" , sagte der Ökonom Jürgen Michels von der Citigroup.

Tatsächlich war Frankreich, die zweitgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone, mit einem Wachstum von 0,6 Prozent im letzten Quartal ein Ausreißer nach oben. Am stärksten kam der Wachstumsmotor in Deutschland ins Stottern. Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal 2009 überhaupt nicht mehr gewachsen, nachdem sie im Vierteljahr davor noch um 0,7 Prozent zulegen konnte.

Fragile Erholung

Österreich schnitt zwar besser ab als der Nachbar, die heimische Wirtschaft verlor aber auch an Fahrt. Nach einem Wachstum von 0,5 Prozent im dritten Quartal wuchs das Bruttoinlandsprodukt im letzten Vierteljahr um 0,4 Prozent. "Damit verstärkt sich die Wachstumsdynamik vorerst nicht weiter" , heißt es beim Wirtschaftsforschungsinstitut. Über das gesamte Jahr 2009 schrumpfte die österreichische Wirtschaft nach vorläufigen Berechnungen um 3,6 Prozent.

Den Vergleich mit Amerika können die europäischen Länder damit jedenfalls nicht aufnehmen. Die US-Wirtschaft legte im vierten Quartal 2009 nämlich bereits wieder um 5,7 Prozent zu. Nach europäischen Berechnungsmethoden entspricht das einem Wachstum von 1,4 Prozent.

Analysten warnen in Europa nun daher davor, staatliche Hilfsprogramme rasch zu beenden: "Wegen der Fragilität der Erholung müssen sowohl die Regierungen als auch die Europäische Zentralbank (EZB) behutsam vorgehen und dürfen die Konjunkturprogramme nicht zu schnell und zu aggressiv zurückfahren" , sagt Howard Archer, Chefökonom vom Institut IHS Global Insight. Er geht auch davon aus, dass die EZB den Leitzins bis weit in das Jahr 2010 oder sogar bis Anfang 2011 bei 1,0 Prozent belassen wird.

Inlandskonsum in Österreich gestiegen

Die niedrigen Wachstumsraten in Europa wurden von Analysten auch auf die hohen Arbeitslosenzahlen zurückgeführt. Diese führen zu niedrigeren Konsumausgaben, erklärte Nick Kounis von der Finanzgruppe Fortis. Ausgeglichen werde dieser Trend durch höhere Exporte und Beschaffungen durch die öffentliche Hand.

Auch in Österreich wurde die Exportwirtschaft belebt (plus 1,5 Prozent). Gegen den internationalen Trend legte aber auch der Inlandskonsum, wenn auch nur um 0,3 Prozent, zu. (APA, Reuters, go, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.2.2.10)