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Nun muss sich Van der Bellen mit der Stadtpartei nur noch auf einen Einsatzbereich einigen.

Foto: APA/GERT EGGENBERGER

Wien - Für Alexander Van der Bellen gibt es kein Zurück mehr: Der ehemalige Bundesparteichef hat sich von den Wiener Grünen dazu breitschlagen lassen, im Wiener Wahlkampf mitzumischen. Nun muss er sich mit der Stadtpartei nur noch auf einen Einsatzbereich einigen. Dabei versucht Klubchefin Maria Vassilakou offenbar, dem Nationalratsabgeordneten im Zweiergespräch den Wechsel in die Kommunalpolitik schmackhaft zu machen - jedenfalls wurden die beiden kürzlich in einem Wiener Innenstadtlokal gesichtet.

„Es ist mein Wunsch, dass er uns im Wahlkampf unterstützt, und wir gehen gemeinsam mehrere Möglichkeiten durch", sagt Vassilakou. In den nächsten Wochen fällt die Entscheidung, ob sich Van der Bellen auf Bezirks- oder Landesebene in Stellung bringt. Wobei sich auf Bezirksebene vor allem die Innenstadt anbietet: Van der Bellen könnte mit seinen ausgezeichneten Glaubwürdigkeitswerten der schwarzen Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel den Chefsessel ernsthaft streitig machen.
Das Match grüner Wirtschaftsprofessor gegen eiserne City-Chefin hätte jedenfalls Unterhaltungswert - und wäre für die Grünen eine Möglichkeit, sich im von Häupl gegen Strache dominierten Wahlkampf Aufmerksamkeit zu verschaffen. 

Auch der vierte Bezirk, dem derzeit die ehemalige LIF-Politikerin Susanne Reichard (VP) vorsteht, könnte zum schwarz-grünen Battleground werden. Im zentral gelegenen Kleinbezirk mit viel frisch sanierten Gründerzeithäusern siedelt sich vermehrt Jungvolk an, das mit Alexander Van der Bellen politisch aufgewachsen ist. „Ich höre, dass die Wiener ÖVP sich in Wieden davor fürchtet. Das erregt unser Interesse", sagte Van der Bellen kürzlich im Standard-Interview.
Die zweite Variante wäre, sich als Stadtrat-Kandidat für eine rot-grüne Koalition zu positionieren. Van der Bellen steht zwar nicht auf der mittels aufwändigem basisdemokratischem Vorwahlsystem ermittelten grünen Wahlliste für die Gemeinderatswahl, laut Vassilakou wäre das aber weiter kein Problem. „Bei uns werden Stadtratspositionen nach Kompetenzkriterien besetzt. Es gibt da keine Vorrechte und auch keine Tabus."
Derzeit stellen die Grünen zwei nicht amtsführende Stadträte: Monika Vana und David Ellensohn. Hinter Maria Vassilakou wurden David Ellensohn, Sabine Gretner und Rüdiger Maresch auf die vorderen Listenplätze gewählt.

Signal an SPÖ

Für Neueinsteiger seien die Wiener Grünen aber immer „traditionell offen" gewesen, sagt die Parteichefin, im_Fall von Van der Bellen komme hinzu, dass er „aufgrund seiner Kompetenz" für jedes Amt infrage komme.
Bezüglich des Ressorts, das der grüne Nationalratsabgeordnete im Fall des Falles übernehmen könnte will man sich ebenfalls noch alles offen lassen. „Zuerst müssen wir einmal die Wahl gewinnen", sagt Vassilakou. Sollte die SPÖ die Absolute verlieren, wäre Van der Bellen wohl ein guter Grund für die Roten, in Koalitionsverhandlungen mit den Grünen einzutreten. Zuerst werden sie aber wohl trotzdem die Schwarzen fragen - schließlich hat man mit diesen bereits Regierungserfahrung. (Martina Stemmer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.02.2010)