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Facebook-Usern ist die Seitenleiste an ihrem rechten Bildschirmrand vertraut, die dazu animiert, der einen oder anderen "FreundIn" an die Pinnwand zu schreiben oder sie "anzustupsen" . Kein Mensch, sondern ein Computercode ist für die suggerierte Kontaktanbahnung verantwortlich, nichts anderes als der Versuch, Verweildauer und Zahl der Klicks auf Facebook zu erhöhen.

Schock

Dennoch ist es schwer, sich einem vertrauten Gesicht zu entziehen, und so war Facebooker S. vor einiger Zeit etwas geschockt ob der Aufforderung, einen vor wenigen Wochen verstorbenen Freund "anzustupsen" .

Zwar ist Facebook gerade erst sechs Jahre jung und der überwiegende Teil seines Publikums noch vor den besten Jahren. Aber dennoch gibt es eine wachsende Zahl verwaister Profilseiten verstorbener Nutzer. Seit einiger Zeit bietet das soziale Netzwerk darum einenWeg, diese Seiten in eine Art virtuellen Grabstein zu verwandeln.

Der Tod von Freunden kann bei Facebook gemeldet werden, um das jeweilige Benutzerkonto in eine Gedenkseite zu verwandeln

"Sechs Wochen, nachdem ich bei Facebook anfing, kam mein bester Freund bei einem tragischen Radfahr-Unfall ums Leben" , beschreibt Max Kelly von Facebook, wie er darauf kam, in Unternehmensmeetings die Frage zu stellen, was mit den Seiten Verstorbener zu tun wäre. Die Lösung, die Facebook inzwischen anbietet: Der Tod von Freunden kann bei Facebook gemeldet werden, um das jeweilige Benutzerkonto in eine Gedenkseite zu verwandeln. Um üble Scherze zu verhindern, verlangt Facebook einen Beleg wie einen Zeitungsartikel oder einen Nachruf auf die betreffende Person - allerdings sollen, frei nach Mark Twains Spruch "Berichte über meinen Tod sind stark übertrieben" , auch schon auf Wikipedia quicklebendige Menschen vorübergehend für tot erklärt worden sein.

Persönliche Angaben wie frühere Status-Updates oder Adresse oder Telefonnummern werden von Facebook entfernt

Facebook ändert daraufhin die Einstellungen der jeweiligen Benutzerseite so, dass nur noch "FreundInnen" dieser Person die Seite sehen können. Persönliche Angaben wie frühere Status-Updates oder Adresse oder Telefonnummern werden von Facebook entfernt. Allerdings können Mitglieder des Freundeskreises der betreffenden Person zum Gedenken weiterhin Einträge an der Pinnwand anbringen. Und es soll auch nicht mehr dazu kommen, dass die Facebook-Startseite versehentlich zum "Anstupsen" eines Verstorbenen animieren will. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 12. Februar 2010)