Ein Kanadiererin in New York: Aszure Barton wird in St. Pölten in „Busk“ und „Blue Soup“ tanzen.

Foto: FSH St. Pölten

Irgendwie schafft sie es doch immer wieder, etwas auf die Beine zu stellen. Und trotz schwieriger Zeiten hat sie sich ihren Humor bewahrt. Die zeitgenössische New Yorker Tanzszene muss ohne staatliche Förderungen überleben, indem sie alle Register des Private Funding zieht. Die besten aus ihren Reihen sind trotzdem nach Europa ausgewandert, weil sie in den USA keine Zukunft für sich sahen. Etwa William Forsythe, Mark Tompkins, Meg Stuart und Jennifer Lacey.
Andere bleiben und fordern das System heraus wie die wilde Ann Liv Young oder die eher konzeptuelle DD Dorvillier. Auch der renommierte Choreograf John Jasperse ist trotz seiner hervorragenden Kontakte zu europäischen Veranstaltern in seinem Heimatland geblieben.

In dem Festspielhaus-Format New York presents zeigt der alerte Künstler das Trio Becky, Jodi and John, in dem er die Krise des Älterwerdens von Tänzern thematisiert. Durchaus aktuell, denn nur sehr langsam öffnet sich der Tanz, der auch heute noch von seiner bedenklichen Selbstbeschränkung auf junge, wohltrainierte Körper dominiert ist, den künstlerischen Möglichkeiten reiferer Darsteller.

Bange Frage Zukunft

Obwohl das eigentlich ein ernstes Thema ist, wird es von Becky Hilton, Jodi Melnick und John Jasperse mit Ironie und Witz auf die Bühne gebracht. Die Musik dazu liefert Hahn Rowe, der auch mit Tanz- Größen wie Meg Stuart und Louise Lecavalier arbeitet. Es ist ein sehr persönliches Stück, das die bange Frage vieler Tänzer nach ihrer Zukunft beinhaltet. Die Antworten darauf liefern jene, die sich die Konditionen des reifen Körpers zunutze machen konnten – unter anderen Steve Paxton oder Michail Baryshnikov, Raimund Hoghe und Frans Poelstra.

Dem Engagement von Baryshnikov für ihre Arbeit und ihrer Freude an Kooperationen verdankt Aszure Barton ihren Aufstieg. Die 34-jährige Kanadierin mit Balletttradition hat sich vor neun Jahren in New York niedergelassen und schnell etabliert. In St. Pölten zeigt sie nun zwei Gruppen-Arbeiten an einem Abend: Busk, im Vorjahr in Santa Barbara entwickelt, umkreist mit komischen und zärtlichen Formationen die Konstruktion des Selbstwertgefühls am Rand der Verzeiflung und die Funktion von Unterhaltung als Überlebensstrategie.

Blue Soup ist eine Kompilation von Szenen und Motiven aus früheren Arbeiten der überaus produktiven Choreografin, die im Festspielhaus auch noch ein Labor zusammen mit Iva Bittová und Victor Morales leitet.

Eine eher mit Jasperse verbundene Position ist schließlich das so lebendige wie nachdenkliche Stück Bruder, Bruder von Clint Lutes und Tommy Noonan. Im Ansatz stark an das brillante Duett Still Difficult von Peter Ampe und Guilherme Garrido bei Impulstanz 2009 erinnernd, leuchten Lutes/Noonan aus, wie nahe zwei Menschen einander sein können.

>> „Becky, Jodi and John“, 21.2., 18.00, 23.2., 19.30 
>> „Bruder, Bruder“, 26.2., 19.30 
>> „Busk“ & „Blue Soup“, 27.2., 19.30