Bild nicht mehr verfügbar.

Die Austrian Business Agency konnte 2009 nur mehr 158 ausländische Betriebe dazu animieren, sich auch in Österreich anzusiedeln. Neue Anreize sollen dies ändern.

Foto: DPA/Breloer

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Wien - Die Zahl der Ansiedlungen von internationalen Unternehmen ist im Vorjahr deutlich zurückgegangen. Die Austrian Business Agency (ABA) konnte 2009 nur mehr 158 ausländische Betriebe dazu animieren, sich auch in Österreich anzusiedeln, das waren um 38 Prozent weniger als im Rekordjahr 2008 mit 256. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und ABA-Geschäftsführer Rene Siegl wollen diesen Trend durch eine neue Ansiedlungs-Offensive begegnen, für die rund 2,5 Mio. Euro frisches Kapital bereit stehen. Auch mehr Russen und Chinesen will man für Standorte hier gewinnen.

"Uns hat die Krise voll erwischt", sagte Siegl heute, Donnerstag, bei einem Pressegespräch in Wien. Die Unternehmen seien vorsichtiger geworden, vor allem bei größeren Investitionen sei gespart worden. Besonders zurückgegangen sind deutsche Ansiedelungen, ihre Zahl halbierte sich auf 53.

Dementsprechend ist auch das von den neu angesiedelten Unternehmen investierte Volumen mit 83,1 Mio. Euro auch deutlich geringer ausgefallen als im Jahr davor, als es noch bei 425,9 Mio. Euro lag - ein Minus von 81 Prozent. Es kamen auch mit 968 neuen Arbeitsplätzen nach 2.442 deutlich weniger Jobs hinzu. Nur mehr 13 Projekte hätten ein Volumen von über 1 Mio. Euro gehabt, über 10 Mio. Euro gar keines. Gleichzeitig hat sich die Zahl der offenen bzw. laufenden Projekte bei der ABA auf den Rekordwert von 706 (667) erhöht.

Weichenstellung für Jahrzehnte

"Das Thema hat für den Standort Österreich eine große Wichtigkeit", sagte Mitterlehner. In den nächsten drei bis fünf Jahren würden Weichenstellungen für Jahrzehnte getroffen. Deshalb müsse man jetzt die richtigen Schlüsse ziehen, etwa, dass der Steuervorteil als Motiv für Ansiedlungen in Österreich an Bedeutung abnehme.

Dagegen gewinne Österreich als Sprungbrett und Drehscheibe für Zentral- und Osteuropa an Bedeutung. Branchenmäßig ortet Mitterlehner einen Trend von der Investitionsgüterindustrie hin zu Forschung & Technologie, Dienstleistungen und Kreativität.

"Motive, Zielländer und Branchen müssen anders gewichtet werden", betonte der Minister. Umgesetzt werden soll dies mit drei Initiativen: der Forschungs-, Headquarter- und Cluster-Initiative. Für die Forschungsinitiative stehen bis 2012 rund 1,8 Mio. Euro zur Verfügung, für die beiden anderen 670.000 Euro. Das Grundbudget der ABA beträgt unverändert 5,0 Mio. Euro.

Forschungsstandort Österreich

Österreich als Forschungsstandort will Mitterlehner durch verstärktes Marketing, auf Fachmessen, durch Inserate, Medienkooperationen, Pressereisen ausländischer Journalisten besser bekannt machen. Laut Siegl gibt es bereits Erfolge, es sei bereits zu 20 Ansiedelungen gekommen, und die Zahl der offenen Projekte steige von Jahr zu Jahr, zuletzt 2009 auf 77. Die Marketingoffensive "Forschungsplatz Österreich II" soll bis 2012 zur Ansiedelung von weiteren 25 neuen F&E-Headquartern führen.

Durch verstärkte Akquisition von Headquartern sollen neue Konzernzentralen, regionale Koordinationsbüros oder Entscheidungszentralen internationaler Konzerne nach Österreich gebracht werden. 200 ausländische Firmen will man direkt kontaktieren. Verstärkt sollen dabei auch Zielländer außerhalb Europas angesprochen werden, wie etwa Russland, Brasilien, oder China. Zu den neuen Hoffnungsmärkten zählt auch Indien, wohin vom 16. bis 20. Februar eine Wirtschaftsmission mit Vizekanzler Josef Pröll (V) starten wird. Mitterlehner sieht dabei für den Filmstandort Österreich noch Potenzial . In den vergangenen 10 Jahren diente Österreichs Bergwelt für nicht weniger als 100 "Bollywood"-Filme als Kulisse.

Cluster-Initiative

Bei der Cluster-Inititative geht es darum, in den bestehenden 52 heimischen Clustern die Wertschöpfungsketten zu schließen, so Mitterlehner. Dazu sollen weltweit Unternehmen identifiziert werden. "Speziell ein Unternehmen zu suchen, das in die Wertschöpfungskette passt, ist hochwertigste Betriebsansiedelung", so Siegl.

Für 2010 sei er "relativ zuversichtlich", "wir fahren bereits aus dem Tunnel heraus", meinte der ABA-Chef. Künftig will die ABA erstmals auch ein Bestandspflege bereits ansässiger Unternehmen durchführen, um drohende Absiedelungen frühzeitig zu erkennen und möglichst verhindern zu können. 2009 sei kein Trend zu verstärkter Absiedelung erkennbar gewesen, meinte Mitterlehner. Absiedelungen seien aber schwer erkennbar und eher ein schleichender Prozess. (APA)