Da kann ein Land noch so begnadet für das Schöne sein: Auch in Österreich wurden große Töchter und Söhne verjagt. Schafften sie oder ihre Nachkommen den Erfolg im Ausland, wurden sie im Fernverfahren renationalisiert - und das Jüdische an ihnen, einst einziges Wesensmerkmal von Interesse, wegretuschiert.

Ein guter Grund, um das Jüdische in der Musikgeschichte einmal nach außen zu kehren. Oz Almog tut es in der Ausstellung "Wall of Sounds", die zurzeit im Wiener Museum am Judenplatz (im Bild rechts hinten) zu sehen ist ...

 

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Amy Winehouse, Lou Reed, Pink oder DJ Shantel finden sich hier neben Johann Strauss Sohn, George Gershwin oder Felix Mendelssohn-Bartholdy.

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Zwar fehlen auch klassisch jüdische Richtungen wie Klezmer und Kantorengesang nicht. Doch man erfährt auch, dass einige der schönsten Gospels der afroamerikanischen ChristInnen von George Gershwin (Bild), der seinen SchulkollegInnen als Jakow Gershowitz bekannt war, stammen. Und auch, dass sehr regionsbezogene Werke wie "God bless America", "Katjuscha" und "Edelweiß" von jüdischen Komponisten geschaffen wurden.   

Foto: Oz Almog

Eindrucksvoll sind die Ölportraits aus Almogs Hand. Gene Simmons von KISS (Bild) hieß im Taufnamen übrigens Chaim Witz. Geboren wurde er in Haifa, Israel.

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Barbara Streisands jüdischer Hintergrund ist wohl bekannter ...

Foto: Oz Almog

... als jener von Olivia Newton-John.

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Hier Serge Gainsbourg, der eigentlich Lucien Ginsburg hieß.

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"T-Rex" Marc Bolan (Mark Feld).

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Wenig vorteilhaft im Portrait: Ellen Naomi Cohen, unter ihrem Künstlernamen Cass Elliott als "Mama" von The Mamas and the Papas bekannt.

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Leonard Bernstein verblieb ohne Künstlernamen.

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Oz Almogs Ausstellungs-Konzept umfasst mehr als das, was am Judenplatz zu sehen ist: Almog träumte von Hunderten von Schubladen, jede einzelne einem/einer MusikerIn gewidmet, die neben Biografien und Gemälden auch Kopfhörer mit Musikproben enthalten. Statt Schubladen gibt es schlicht bedruckte A4-Zettel mit Namen und Angaben zur Person - es scheiterte an den Musikrechten.

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"Das ist eher Arte povera, was wir hier haben", bedauerte Almog (im Bild vorne rechts) zur Ausstellungseröffnung. Er gibt die Hoffnung dennoch nicht auf, noch Nutzungsrechte und Budget für wenigstens einige Hörproben zu bekommen.

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"Walls of Sound - Jüdische Musikerwelten" ist bis 30. Mai im Museum Judenplatz (1010 Wien, Judenplatz 8) zu sehen. (mas, derStandard.at, 11.2.2010)

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Museum Judenplatz

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