Wien - In vier Jahren wollen sie ein Forschungsschiff auf die Reise um den Erdball schicken, das in Anlehnung an die Expedition der kaiserlich-königlichen Fregatte "Novara" von 1857 bis 1859 als Plattform für Wissenschaft, Austausch und Imageträger Österreichs und europäischer Partner auf der ganzen Welt fungieren soll. Das Projekt wurde am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Naturhistorischen Museum in Wien präsentiert.

150 Jahre später

150 Jahre, nachdem die "Novara" mit den damals innovativsten wissenschaftlichen Einrichtungen an Bord von Triest aus in See stach und auf ihrer Reise um die Welt einen ganzen Schatz an Forschungsergebnissen mitbrachte, wollen die Initiatoren des Projekts "Expedition Novara" eine Mission starten, die wiederum die neuesten Errungenschaften der Forschung präsentieren und wissenschaftliche Erkenntnisse liefern soll.

Mit Interessenten werde derzeit verhandelt, sagte Mitorganisator Christoph Benedikter, im Hauptberuf Kulturmanager. Nach der Zahl der Teilnehmer werden sich die Größe und Art des Schiffes und damit auch die Kosten richten, die von Sponsoren übernommen werden sollen.

Nicht nur Sachertorte ...

Die geplante Route führt analog zu jener der historischen "Novara" von Triest über Gibraltar und Rio de Janeiro nach Kapstadt, Sri Lanka, Singapur, Manila, Hongkong, Schanghai, die Salomonen, Sydney, Auckland, Tahiti, und Valparaiso zurück nach Triest. Angelaufen werden sollen auch mehrere Stationen, welche die Fregatte entgegen ursprünglichen Absichten aus Zeitmangel auslassen musste, zum Beispiel die Marianen, die Galapagos-Inseln und Buenos Aires.

Bei den Forschern an Bord soll es sich zu achtzig Prozent um Naturwissenschafter und Techniker handeln. Gezeigt werden soll unter anderem, dass Österreicher nicht nur in der Lage waren, die Sachertorte zu erfinden, wie es Initiator David Weiss formulierte.

Vorbilder

Die Vorbilder aus dem 19. Jahrhundert haben die Latte hoch gelegt. Sieben Wissenschafter, 30 Offiziere und 315 Besatzungsmitglieder waren auf einer mit den neuesten wissenschaftlichen und hygienischen Errungenschaften ausgestatteten Fregatte unterwegs, auf der Meerwasser destilliert wurde, Konservennahrung inklusive Sauerkraut zur Verhinderung von Skorbut zur Verfügung stand und Email-Gesundheitsgeschirr verwendet wurde.

Während der Weltumseglung starben nur 15 Menschen an Bord, für damalige Verhältnisse ein sensationell niedriger Wert. Initiator der Expedition war Erzherzog Ferdinand Max, der spätere Kaiser von Mexiko.

Erste Kartografie Neuseelands

Entdeckt wurden unter anderem mehr als zweihundert Arten von Tieren und Pflanzen. Erstmals wurde Neuseeland geologisch kartografiert. Bei der ersten chemischen Analyse von Koka-Blättern wurde das Kokain entdeckt. Zwei Maori wurden von Neuseeland nach Österreich gebracht, zu Buchdruckern ausgebildet und mit Pressen als Handwerkzeug in ihre Heimat zurückgeschickt. Dort tauchten sie entgegen den Plänen ihrer europäischen Mentoren ab und betätigten sich im Untergrund als Hersteller subversiver Schriften gegen die britische Kolonialmacht, wie Museumsdirektor Bernd Lötsch erzählte.

Schlumberger sponsort

Damals wie 2007 fungiert die Firma Schlumberger als Sponsor: Ging es bei der Mission im 19. Jahrhundert ja auch darum, Handelsbeziehungen zu knüpfen und zu zeigen, dass österreichische Weine und Sekte entgegen weit verbreiteter Ansichten haltbar waren. Um den Beweis anzutreten, schritt man gleich nach der glücklichen Rückkehr der "Novara" im Hafen von Triest zur Degustation - uns siehe da: Die edlen Tropfen, die vier Mal den Äquator überquert hatten, mundeten noch besser als zuvor. (APA)