New York - Nur wenige Biologen haben die Welt so nachhaltig verändert wie der amerikanische Forscher Gregory Pincus. Mit der Erfindung der Antibabypille legten Pincus und sein US-Kollege Carl Djerassi den Grundstein für die sexuelle Revolution in den sechziger und siebziger Jahren. Die erste Hormonpille zur Empfängnisverhütung wurde im Mai 1960 in den USA zugelassen. 1961 kam das Präparat Anovlar in Deutschland auf den Markt. Vor hundert Jahren, am 9. April 1903, wurde Pincus in Woodbine im US-Bundesstaat New Jersey geboren.

Von Feministinnen beauftragt

Pincus studierte an der Cornell- und der Harvard-Universität, während eines Europa-Aufenthaltes 1929 auch am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin. Sein Spezialgebiet war die Physiologie der weiblichen Fortpflanzung. Nachdem ihn die beiden Feministinnen Margaret Sanger und Katherine McCormick 1951 mit der Suche nach einer Pille zur Geburtenkontrolle beauftragten, testete Pincus zweihundert Substanzen an Tieren. Die drei am meisten Erfolg versprechenden Stoffe erprobte er dann an Slum-Bewohnerinnen in Puerto Rico, Haiti und Mexiko.

Leid unter Hormondosis

Die Frauen litten zwar wegen der hohen Hormondosierung - damals noch in Form des Wirkstoffes Norethynodrel - ständig unter Übelkeit, blieben aber von ungewolltem Kindersegen verschont. Erst als das künstliche Östrogen Ethinylestradiol die Beschwerden minderte, kam "die Pille" am 11. Mai 1960 in den US-Handel und trat im Handumdrehen ihren Siegeszug um den Globus an.

Pincus arbeitete bis zu seinem Tod am 22. August 1967 als Forscher an der Boston-Universität. Der zweifache Vater war von 1963 an auch als Präsident der Kommission für Orale Kontrazeptiva bei der Internationalen Gesellschaft für Familienplanung tätig. Er gab neben vielen anderen wissenschaftlichen Arbeiten das fünfbändige Werk "The Hormones" (Die Hormone) heraus und das Standardwerk "The Control of Fertility" (Geburtenkontrolle) 1965.

Enzyklika "Humanae vitae"

Ein Jahr nach Pincus' Tod verkündete Papst Paul VI. die Enzyklika "Humanae vitae". Sie verurteilt alle empfängnisverhütenden Mittel mit der Begründung, dass der Geschlechtsverkehr immer der Fortpflanzung dienen müsse. Erlaubt ist dem päpstlichen Erlass zufolge nur die Berechnung der unfruchtbaren Tage nach dem Vorschlag des japanischen Frauenarztes Kiusako Ogino von 1923 und seines österreichischen Kollegen Hermann Knaus von 1928. (APA/dpa)