Wien - Das erste Mal seit 1912, "sozusagen seit Menschengedenken", ist es 2002 in Österreichs Warenverkehrsbilanz zu einem Handelsbilanzüberschuss gekommen, er betrug 316 Mio. Euro. Im Jahr davor belief sich das Defizit noch auf 4,4 Mrd. Euro. Einerseits zeige sich darin die gestiegene Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft, andererseits auch die schwache Inlandsnachfrage, sagte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) am Montag in Wien bei der Vorstellung der neunten Ausgabe des "Außenhandelsjahrbuchs 2002/03".

Die Entwicklung des österreichischen Außenhandels im Vorjahr bezeichnete der Wirtschaftsminister als "Erfolgsgeschichte". Unter schwierigen internationalen Rahmenbedingungen sei es gelungen, Marktanteile auf den Weltmärkten zu gewinnen. Der Anteil der Exporte an den EU-Exporten habe um 10 Prozent von 2,7 auf 3,0 Prozent gesteigert werden können. Pro Kopf würden Waren im Wert von 10.000 Euro jährlich exportiert werden.

Bescheidenes Wachstum 2003

Im laufenden Jahr 2003 sei zwar nur mit bescheidenem Wirtschaftswachstumsziffern zu rechnen, laut Wifo (März-Prognose) sei trotzdem mit einer nominellen Zunahme der österreichischen Warenexporte von 5,3 Prozent zu rechnen, führte Bartenstein aus.

Die heimischen Exporte erhöhten sich laut den heute vorgelegten Zahlen gegenüber 2001 um 4,1 Prozent auf 77,3 (74,3) Mrd. Euro. Die Exporte nach Osteuropa konnten um 6,7 Prozent auf 13,6 (12,8) Mrd. Euro gesteigert werden. Seit 1995 wuchsen die Exporte in die Oststaaten jährlich um rund 12,5 Prozent gegenüber 9 Prozent der Gesamtexporte, betonte Bartenstein. Ihr Anteil sei damit von 14 auf 18 Prozent gestiegen. Die Handelsbilanz mit den Ostländern weist einen Überschuss von rund 3 Mrd. Euro auf.

Anzahl der Exporteure verdoppelt seit 1996

Nach Schätzungen der Wirtschaftskammer (WKÖ) hat sich die Anzahl der Exporteure 2002 um 5.000 auf 20.000, einen neuen Höchstwert, erhöht. In keinem Jahr sei bisher ein derartiger Zuwachs erzielt worden. Seit 1996 habe sich die Anzahl der Exporteure damit verdoppelt.

Die Exportquote (Warenexporte in Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP)) erhöhte sich 2002 auf 35,9 (35,0) Prozent, was auch die gestiegene Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft widerspiegle, so Bartenstein.

Die positive Entwicklung der Handelsbilanz bewirkte erstmals seit 1992 auch einen leichten Leistungsbilanzüberschuss von 814 Mio. Euro (nach Defizit von 4,7 Mrd. Euro).

Direktinvestitionen im Ausland erholen sich

Die Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen im Ausland erholten sich im Vorjahr. Nach einem Einbruch in 2001 beliefen sich die Auslandsinvestitionen im ersten Halbjahr auf 3,2 Mrd. Euro. Das ist bereits annähernd die Hälfte der Gesamtsumme 2001 von 3,4 Mrd. Euro. Rund die Hälfte wurde in Ost- und Mitteleuropa investiert, 21 Prozent allein in Tschechien.

Die passiven Direktinvestitionen, also die Investitionen ausländischer Firmen in Österreich, erlitten 2002 einen deutlichen Einbruch und erreichten im ersten Halbjahr nur 645 Mio. Euro nach 6,6 Mrd. Euro im Gesamtjahr 2001. Das meiste Kapital kam aus Deutschland (1,1 Mrd. Euro). Niederländische Investoren zogen dagegen 708 Mio. Euro ab.(APA)