Damaskus/Mailand/Kairo - Syrien hat den USA vorgeworfen, mit dem Irak-Krieg "Chaos" zu erzeugen und die gesamte arabische Welt zu destabilisieren. Nachdem es dem irakischen Volk so viel Leid zugefügt habe, werde Amerika noch "große Probleme" bekommen, und "die ganze Region wird ins Chaos stürzen", sagte der syrische Außenminister Faruk Sharaa in einem Interview mit der italienischen Zeitung "Corriere della Sera". Die US-Regierung stehe unter dem Einfluss der "jüdischen Lobby", kenne die Region aber nicht. "Sie glauben, der Irak wäre Texas". Den Friedensprozess mit Israel bezeichnete Sharaa als "tot".

Jedermann wisse, dass es zwischen Syrien, das 1991 zur Golfkriegs-Koalition gegen Bagdad gehört hatte, und dem Regime von Saddam Hussein "überhaupt keine Freundschaft" gebe, "aber der Irak ist ein arabisches Land, wir sind Nachbarn mit der gleichen Geschichte, und für Israel sind wir der Feind", betonte Sharaa in dem Interview. Der Minister hatte mehrmals erklärt, es sei "im Interesse" Syriens, wenn "die Invasoren im Irak besiegt werden".

Israel hat Syrien beschuldigt, den Irak zu unterstützen und ausgelagerte irakische Massenvernichtungswaffen zu verstecken. Der israelische Verteidigungsminister Shaul Mofaz hatte den syrischen Staatschef Bashar al Assad in der vergangenen Woche aufgefordert, sich der "Militärmacht" Israels bewusst zu sein.

Straw distanziert sich von Drohungen

Der britische Außenminister Jack Straw hatte sich ausdrücklich von den Drohungen des amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld gegen Syrien und den Iran distanziert. Syriens Außenministerium hatte erklärt, die Regierung habe sich entschieden, an der Seite des irakischen Brudervolkes zu stehen, das von einer "ungerechtfertigten und illegalen Invasion" heimgesucht werde. Das Land vertrete den Standpunkt der Mehrheit der Staaten der Welt, die "Nein zur Aggression gegen den Irak gesagt hat". Syriens "Wahl" bedeute, dass es sich "auf die Seite des irakischen Brudervolkes stellt". US-Außenminister Colin Powell hatte Syrien zuvor zu einem "verantwortungsvolleren Verhalten" aufgefordert und erklärt, die Regierung in Damaskus stehe "vor einer entscheidenden Wahl".

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, hat unterdessen vor einer Ausweitung des Irak-Krieges auf andere Länder der Region gewarnt. Er gab zugleich zu, dass die Liga keinen konkreten Plan zur Unterstützung Syriens habe. Der iranische Außenminister Kamal Kharrazi erklärte am Sonntag bei einem Besuch in Ankara, es sei notwendig, einen Konsultationsmechanismus zwischen der Türkei, dem Iran und Syrien zu schaffen, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung in den irakischen Kurdengebieten. (APA)