Innsbruck - In Tirol will der Winter in diesem Jahr nicht loslassen. Die - zum Teil bereits auf Sommerreifen umgestiegenen - Autofahrer wurden am Montag durch Schneematsch und vereiste Fahrbahnen behindert.

Die Lawinengefahr stieg in Tirol nach dem Neuschnee auf die Stufe "3" der fünfteiligen Skala. Die Tourenmöglichkeiten waren stark eingeschränkt, erklärten die Experten des Lawinenwarndienstes.

Nur mit Winterausrüstung

Die Tiroler Gendarmerie riet den Autofahrern, nur mit Winterausrüstung zu fahren. Vor allem auf der Brennerautobahn (A13) gab es Probleme. Zwischen Innsbruck-Ost und Innsbruck-Süd wurde Stau auf Grund hängen gebliebener Lkw gemeldet. Vor der Mautstelle Schönberg kam es zum Montag früh üblichen bis zu vier Kilometer langen Lkw-Stau Richtung Brenner.

In Fahrtrichtung Innsbruck gab es teils zähen Verkehr zwischen Innsbruck-Süd und dem Knoten Innsbruck wegen Überlastung und der schlechten Witterung. Auf höher gelegenen Straßenverbindungen wurden für Schwerfahrzeuge und Busse Ketten angeraten.

Polare Kaltluft

Eingezwängt zwischen einem Tief über Nordosteuropa und einem Hoch mit Kern über der Nordsee hielt die polare Kaltluft aus Norden in Tirol vorerst an. Die Luft sollte erst langsam trockener werden. In der zweiten Wochenhälfte sollten die Temperaturen auf Normalwerte steigen.

In den vergangenen 24 Stunden gab es nochmals zum Teil ergiebigen Neuschneezuwachs: entlang der Nordalpen vierzig Zentimeter und mehr, im Raum Arlberg/Außerfern gegen zwanzig Zentimeter, in der Silvretta zehn bis zwanzig Zentimeter, in den Nördlichen Ötztaler und Stubaier Alpen bis dreißig Zentimeter, südliche Ötztaler und Stubaier Alpen bis zwanzig Zentimeter, in den Tuxer Alpen bis vierzig Zentimeter, in den Zillertaler Alpen bis dreißig Zentimeter, in den Kitzbüheler Alpen bis 25 Zentimeter und entlang des Osttiroler Tauernkammes bis zwanzig Zentimeter.

Damit sind laut Lawinenwarndienst in dieser Schneefallperiode seit Mittwoch gebietsweise in Summe hundert bis 150 Zentimeter Neuschnee gefallen.

Stürmische Nordwinde

Begleitet waren diese Neuschneefälle in der Höhe von starken bis stürmischen Nordwinden, was wieder zu umfangreichen Triebschneeansammlungen geführt habe. Dieser Triebschnee überdecke eine Altschneedecke mit mehreren eingelagerten Schmelzharsch- und Windharschdeckeln, die als mögliche Lawinengleitfläche in Frage kommen. Aber auch innerhalb der Neuschneedecke der vergangenen Woche seien solche Gleitflächen vorhanden.

Lawinengefahr "verbreitet erheblich" bis "groß"

Die Lawinengefahr in den Tiroler Tourengebieten wurde als "verbreitet erheblich" bezeichnet. In den besonders neuschneereichen Gebieten tendierte sie in Richtung "groß". Gefahr drohte dabei vor allem von den ausgeprägten Triebschneeansammlungen. Die Gefahrenstellen lagen dabei in Kammlagen und Steilhängen aller Expositionen oberhalb von etwa zweitausend Metern. Auch eingewehte Rinnen und Mulden müssten kritisch beurteilt werden. Dort, wo sich die Sonne durchsetzt, sei auf Grund der hohen Strahlung vermehrt mit Selbstauslösungen auch großer Lawinen zu rechnen.

"Insgesamt herrschen ungünstige Verhältnisse mit eingeschränkten Tourenmöglichkeiten. Skitouren und Variantenfahrten erfordern Erfahrung in der Beurteilung der Lawinensituation", warnten die Experten.

Ostiroler von Lawine getötet

Stundenlang ist am Sonntag ein Osttiroler bei Ausservillgraten (Bezirk Lienz) von einer Lawine begraben gewesen. Bergrettern gelang es erst in den Abendstunden, den 53-jährigen Tourengeher zu befreien und zu reanimieren. Der Verunglückte wurde ins Bezirkskrankenhaus Klagenfurt eingeliefert, wo er gegen Mitternacht an den Folgen der starken Unterkühlung starb.

Der aus Sillian stammende Mann hatte alleine eine Skitour im Winkeltal auf den 2.951 Meter hohen Hochrabe unternommen. Als er gegen 16.00 Uhr nicht nach Hause zurückgekehrt war, verständigte seine Frau die Bergrettung. (APA)