Ramallah - Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas hat seinen Kanzleichef Rafik al-Husseini wegen eines Sexskandals vom Dienst suspendiert. Sein Büro teilte am Sonntag ferner mit, Abbas habe eine Untersuchungskommission zur Klärung des Falls eingerichtet. Hintergrund der Affäre sind Sex- und Korruptionsvorwürfe eines ehemaligen Mitarbeiters des palästinensischen Geheimdienstes gegen Abbas' Autonomiebehörde.

Der israelische Fernsehsender Channel 10 hatte vergangene Woche berichtet, Husseini habe von Frauen sexuelle Dienste im Gegenzug für eine Anstellung in seinem Büro gefordert. Ein Video zeigte einen Mann, der als Abbas' Bürochef identifiziert wurde, wie er nackt im Bett einer Frau auf sie wartet, dann aber von dem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter Fahmi Shabaneh überrascht wird. Die Frau habe sich bei Shabaneh zuvor über sexuelle Avancen Husseinis beschwert und dieser habe ihr geraten, eine verdeckte Kamera zu installieren. Shabaneh hatte dem israelischen Sender das Video übermittelt.

Kampagne

Die Palästinenser-Führung wollte den Vorwürfen zunächst nicht nachgehen und warf Israel vor, eine Kampagne gegen Abbas und seine Autonomiebehörde inszenieren zu wollen. Shabaneh wirft Mitgliedern der Autonomiebehörde auch vor, erhebliche Geldsummen gestohlen zu haben, die aus Spenden europäischer und arabischer Staaten stammten.

Gegen den ehemaligen Mitarbeiter der Anti-Korruptions-Behörde aus Ostjerusalem war bereits im Juni Haftbefehl erlassen worden. Er wurde damals zudem mit der Begründung entlassen, er habe seine Position zur Erpressung missbraucht. Nach Informationen der "Jerusalem Post" soll Shabaneh Beweise dafür haben, dass Mitglieder der Fatah-Organisation von Abbas im Vorfeld der Wahlen von 2006 mehr als drei Millionen Dollar (rund 2,2 Millionen Euro) an Spenden aus den USA unterschlagen haben. Korruptionsvorwürfe brachten der Fatah im Jänner 2006 eine schwere Niederlage bei der Parlamentswahl gegen die radikal-islamische Hamas-Bewegung ein. (APA)