Die 29-jährige technische Chemikerin Christina Lexer.

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Kunststoffverpackungen aus PVC (Polyvinylchlorid), PE (Polyethylen) oder Polyurethan (PU), aber auch Sensoren, Solarzellen oder organische Leuchtdioden (OLED): Sie alle werden nach dem Bausteinprinzip hergestellt. Polymere sind chemische Verbindungen, die aus gleichen oder ähnlichen Einheiten, sogenannten Monomeren, aufgebaut sind.

Christina Lexer, Postdoc am Institut für Chemische Technologie von Materialien an der TU Graz, hat sich in ihrer Dissertation intensiv mit Funktionspolymeren beschäftigt, denen bei der Herstellung definierte Eigenschaften mitgegeben werden.

Die technische Chemikerin ist Teil einer Arbeitsgruppe, die sich mit der sogenannten Ring-Öffnender-Metathese-Polymerisation, kurz ROMP, beschäftigt: "Mit der vorliegenden Methode können wir nicht nur molekulare Charakteristika des Polymers wie Länge und Gewicht, sondern auch die chemische Natur, also zum Beispiel Wasserlöslichkeit oder biozide Eigenschaften einstellen und kontrollieren."

Mit einem L'Oréal-Stipendium - in Kooperation mit der österreichischen Unesco-Kommission sowie der Akademie der Wissenschaften vergeben und vom Wissenschaftsministerium finanziert - hat sie ihren Forschungsfokus in den vergangenen Monaten vertieft. Wissenschaftliche Publikationen verweisen nämlich auf die Interaktion von DNA mit Platin-Komplexen. Die chemische Einlagerung der Komplexe in die Erbsubstanz kann zudem über Fluoreszenz beobachtet werden.

Die Grazerin möchte mit ihrem Polymerwissen diesen Ansatz, der auch für die Krebstherapie interessant sein könnte, weiter verbessern. "Durch die genaue Kontrolle der Anzahl von Platin-Komplexen als funktionelle Gruppe an einem Polymer kann die Effizienz der Einlagerung der Komplexe in die DNA gesteigert werden", schildert die 29-Jährige.

Zurzeit sucht Christina Lexer geeignete Partner für die genaue Erforschung der Einlagerung, um eine längerfristige Finanzierung ihrer wissenschaftlichen Karriere sicherzustellen.

Denkbar sind für sie dafür eine fakultätsübergreifende Kooperationen in Graz, die es so noch nicht gibt, aber auch die Bewerbung um ein Stipendium für eine Postdoc-Stelle in einer spezialisierten Platin-Gruppe im Ausland.

Chemie und Technik hätten es ihr schon im Gymnasium angetan, wo eine engagierte Lehrerin ihr Interesse weckte, erzählt Lexer. Nach der Matura ging sie ein Jahr als Au-pair nach Michigan (USA), wo sie "richtig Englisch lernte und mit regelmäßigen Anflügen von Heimweh auch sehr selbstständig wurde".

Im Studium der Technischen Chemie an der TU Graz entschied sie sich bewusst für ein Institut, das eng mit der Industrie zusammenarbeitet. In Sachen Lehre kam sie als Studienassistentin auf den Geschmack und arbeitete neben dem Studium regelmäßig im Labor der VA Tech in Weiz.

Die älteste von vier Schwestern, die ihre Freizeit gern mit ihrer Familie verbringt, ist außerdem eine Bergfexin und spielt mit Freunden auch Handball, Volleyball, Squash und Badminton. Auch meditative Aktivitäten wie Yoga, Lesen und Aktzeichnen bringen ihr den gewünschten Ausgleich zur Labortätigkeit. (Astrid Kuffner, DER STANDARD/Printausgabe 10.2.2010)