Nach dem Bekanntwerden möglicher Missbrauchsfälle am Bad Godesberger Jesuiten-Gymnasium Aloisiuskolleg hat der Rektor der Schule, Pater Theo Schneider, seinen Rücktritt erklärt. Schneider wolle damit den Weg für eine lückenlose Aufklärung aller Vorwürfe frei machen, teilte der Jesuitenorden am Montagabend mit. Der Provinzial Stefan Dartmann habe den Rücktritt angenommen und werde in den nächsten Tagen eine kommissarische Leitung des Kollegs bestellen.

Auch beim Bad Godesberger Jesuiten-Kolleg war in den vergangenen Tagen der Vorwurf sexueller Übergriffe gegen Schüler laut geworden. Ein heute 82-jähriger Pater wird Medienberichten zufolge von ehemaligen Internatsschülern beschuldigt, sich in den 70er Jahren, aber auch in der Zeit von 2001 bis 2004 an Buben vergangen zu haben.

Schulleiter Schneider hatte erst in der vergangenen Woche eingeräumt, es gebe "Gerüchte von Übergriffen sowie Verdächtigungen, Beschuldigungen und Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs". Ihm selbst seien unter Zusicherung äußerster Diskretion Vorwürfe anvertraut worden. Diese habe er umgehend der Ordensleitung und dem zuständigen Beauftragten des Jesuitenordens für Missbrauchsfälle mitgeteilt.

Vorwürfe gegen die Katholische Kirche

Nach seinen Worten bezogen sich die Vorwürfe ausschließlich auf die Vergangenheit und nicht auf aktive Jesuiten und Mitarbeiter des Kollegs. Ausdrücklich betonte Schneider in seiner Erklärung: "Dass ich sexuellen Missbrauch aufs Schärfste verurteile, dass ich Opfer von Verbrechen um Verzeihung bitte, persönlich und als Vertreter unseres Kollegs, ist mir ein großes Anliegen."

Der CDU-Politiker Heiner Geißler erhob unterdessen Vorwürfe gegen die Katholische Kirche. Sie habe "mit ihrer Erziehung zu einer verklemmten Sexualität viel Schuld" an den jetzt bekannt gewordenen Missbrauchsfällen an Jesuitenschulen, zitierte der WDR den Unionspolitiker.

Geißler war selbst Schüler am Kolleg St. Blasien im Schwarzwald und später Novize im Jesuitenorden. "Ich habe so etwas nie erlebt und von so etwas auch nie gehört, ich würde sagen, das, was da aufgedeckt wurde, ist atypisch für den Jesuitenorden", zitierte ihn der Sender. Neu und positiv sei, dass die Führung der Jesuiten in die Öffentlichkeit gegangen sei. "Das muss ein Vorbild sein für die Katholische Kirche, die immer eine Vertuschungspolitik betrieben hat", verlangte Geißler laut WDR. Außerdem müsse die Kirche endlich das Zölibat abschaffen. (APA)