Wien - Der Tiroler Holzwerkstoffhersteller Egger holt sich Geld vom Kapitalmarkt und begibt eine Unternehmensanleihe im Volumen von 100 bis zu 200 Mio. Euro. Die Anleihe mit siebenjähriger Laufzeit sei mit "um die 5,75 Prozent" Zinsen "attraktiv", meinte BAWAG-Vorstandsdirektorin Regina Prehofer heute Dienstag bei der Präsentation der Pläne. Die BAWAG P.S.K. und die Erste Group treten als Lead Manager auf. Die Anleihe kann vom 12. bis 16. Februar (mit vorzeitiger Schließungsmöglichkeit) gezeichnet werden, das genaue Emissionsvolumen bzw. der endgültige Zinssatz werden unmittelbar vor Zeichnungsfrist festgelegt und veröffentlicht.

Die Egger Holzwerkstoffe GmbH sieht sich als europaweit tätiges Familienunternehmen mit starker Verwurzelung in Tirol am Unternehmensanleihemarkt gut aufgestellt. Mit einer Stückelung von 500 Euro zielt die Anleihe auf den Retail-Sektor, Private sollen angesichts der niedrigen Sparbuchzinsen vom 5,75 Prozent-Kupon angelockt werden. Geworben wird auch mit der stabilen Eigentümerstruktur durch die Brüder Michael und Fritz Egger, Übernahmespekulationen stellen sich beim Familienunternehmen mit Sitz in St.Johann in Tirol nicht, wurde bei der Pressekonferenz versichert.

Vierte Anleihe

Für Egger ist es die nunmehr vierte Anleihe, nach der Tilgung einer Anleihe im März 2009 wurde mit der Neuemission wegen der Wirtschaftskrise zugewartet. Ein Teil der Anleihe diene der Restrukturierung der Finanzierungen, ein Teil zur Finanzierung von weiterem Wachstum. Die Bonität von Egger steht für BAWAG und Erste außer Zweifel, das Unternehmen habe kein externes Rating, aber "klaren Investmentgrad", versicherte Franz Hochstrasser, stellvertretender Vorsitzender der Erste Group. Eine Egger-Anleihe, die im Oktober 2012 ausläuft, hat mit 3,75 Prozent einen deutlich geringeren Zinssatz. Der nunmehr gebotene Aufschlag sei "krisenbedingt", erläuterte Thomas Leissing, Sprecher der Egger-Gruppenleitung. Der Markt sei derzeit für Unternehmensanleihen äußerst günstig, versicherten Prehofer und Hochstrasser. Dabei werde in der Zielgruppe Privatanleger auf bekannte Marken wie eben die "Egger-Spanplatten" gesetzt, so die BAWAG-Bankerin. Der Anteil der Privaten unter den Zeichnern der Egger-Anleihe wird mit über zwei Drittel erwartet.

Krisenfolgen

Die Wirtschaftskrise hat Egger auch getroffen, der Umsatz ging zurück, ein Werk in Leoben wurde geschlossen. Das Leobener Werk hatte im Vergleich geringe Veredelung und nicht die neueste Technologie, begründete Leissing die Schließung. Weitere derartige Schritte seien nicht geplant. Mit 5.500 Mitarbeitern, davon 1.700 in Österreich und 15 Werken in sechs Ländern wurden im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2009/10 (Stichtag 31. Oktober 2009) ein konsolidierter Umsatz von 741 Mio. Euro erwirtschaftet, um 10 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) war in den ersten sechs Monaten von 100,3 auf 127,7 Mio. Euro gestiegen, ein Zuwachs von 27 Prozent.

Moderate Rohstoffpreise haben das Ergebnis im ersten Halbjahr positiv beeinflusst, in Zukunft rechnet die Egger-Gruppe aber wieder mit steigenden Holz- und Leimpreisen. Auch ein Kostensenkungsprogramm habe zum EBITDA-Wachstum beigetragen. Im zweiten Geschäftshalbjahr wird eine weitere Stabilisierung des Markts erwartet. Die Eigenkapitalquote stieg im ersten Geschäftshalbjahr 2009/10 auf 38 Prozent. (APA)