Düstere Wolken über der Akropolis: Griechenland setzt sich eifrige Sparziele, die Gewerkschaften drohen
aber bereits mit Streik. Spekulanten nutzen indes die Lage einzelner Euro-Länder für Wetten.

Foto: Orestis Panagiotu

Die hoch verschuldeten Länder der Euro-Zone brauchen dringend Geld. Investoren fordern aber eine hohe Rendite für ihr Vertrauen in diese Länder. Auch Spekulationen auf Zahlungsausfälle der Staaten nehmen zu.

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Wien - Investoren bewegen sich im Euro-Raum derzeit zwischen Hoffen und Bangen. So sind die Preise für die Versicherung gegen einen Zahlungsausfall (Credit Default Swaps; CDS) für Portugal am Montag weiter gestiegen - auf 233,4 Basispunkte (von 227). Das heißt, dass die Versicherung portugiesischer Schulden beispielsweise in der Höhe von zehn Mio. Euro 233.400 Euro kosten. Eine leichte Entspannung gab es bei den CDS-Spreads für Griechenland und Spanien.

Für viele Analysten sind die hohen Kosten für eine Ausfallsversicherung auf Staatsanleihen der Taktgeber in der Krise. Denn auch in der Subprime-Krise waren es die CDS auf Unternehmensanleihen, die als eine Art Krisenbarometer fungiert haben. "Wir befinden uns wieder im Risikoaversionszenario" , sagt Tilmann Galler, Portfoliomanager bei JP Morgan, zum Handelsblatt.

Auch die Umsätze mit CDS sind laut dem Datenabwickler DTCC massiv gestiegen. Die CDS-Märkte reagieren besonders schnell, weil es sich dabei um standardisierte Derivate handelt und diese besser handelbar sind als etwa die entsprechenden Anleihen. Zudem können Investoren über die CDS auf die Bonität von Schuldnern wetten. Die Idee dabei: Steigen die CDS-Prämien weiter, kann der Versicherungsschutz teurer an andere Anleger weiterverkauft werden.

Dabei sei die Liquidität bei Anleihen von Griechenland und Portugal durchaus stabil, sagen Analysten heimischer Großbanken. Sowohl institutionelle als auch private Investoren würden diese Titel kaufen. Die Furcht vor einer Panik am Markt, die hinter den Wetten der Spekulanten stehen könnte, sei daher unbegründet.

"Die Bonität der einzelnen Staaten ist derzeit das wichtigste Thema unter den Investoren" , sagt Gudrun Egger, Volkswirtin der Erste Group. Jetzt werde genau geschaut, ob die Regierungen ihre Sparpläne einhalten, ergänzt Martin Bohn vom Anleihen-Fondsmanagement der Bawag-PSK-Invest. In Griechenland intensivieren die Gewerkschaften ihre Proteste gegen die von der Regierung versprochenen Einsparungen.

Die Anleihen der PIGS-Staaten (Portugal, Italien, Griechenland und Spanien) findet Bohn ob der hohen Rendite attraktiv: "Das Risiko ist es wert" , sagt der Experte zum Standard. In den Spekulationen auf einen Zahlungsausfall der PIGS-Staaten sieht Bohn allerdings eine Gefahr und "eine Art Blasenbildung" . Dirk Notheis, Deutschlandchef der US-Bank Morgan Stanley sieht in den hohen Schulden vieler Staaten gar die Gefahr einer "Staatsblase" . Die Wahrscheinlichkeit eines Staatsbankrotts sehen die heimischen Experten allerdings nicht, weil im Extremfall andere EU-Länder und der Internationale Währungsfonds einspringen würden. Aber: "Die negative Marktstimmung springt derzeit von Land zu Land" , erklärt Gottfried Steindl, Analyst für den Euroraum der Raiffeisen Zentralbank. Daher forderten die Investoren auch eine hohe Rendite für ihr Vertrauen. Die Wetten auf den Ausfall einzelner Länder würden sich laut Steindl aber rasch reduzieren, wenn die anderen EU-Länder ihre Solidarität erklären würden.

Anleihen-Flut

Der krisenbedingte Anstieg der Staatsverschuldungen sorgt für eine Flut neuer Anleihen-Emissionen, was wiederum die Stimmung am Markt belasten kann. Die Commerzbank schätzt, dass die Staaten der Euro-Zone mit 1000 Mrd. Euro heuer weit mehr Anleihen auf den Markt bringen als 2009. Barclays Capital nimmt an, dass die USA heuer Staatsanleihen für 2500 Mrd. Dollar platzieren - so viel wie nie zuvor.

Ein Überschuss an Anleihen hat aber zur Folge, dass die Rendite dieser Papiere steigt. Auf einen Anstieg der Verzinsung - etwa auf US-Anleihen - kann mittels so genannter Short-Zertifikate bereits gewettet werden. Auf griechische Staatsanleihen gibt es solche Papiere noch nicht.

Der Euro konnte sich ob all dieser Spekulationen am Montag nicht erholen und notiert weiter schwach bei 1,36 US-Dollar. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 09.02.2010)