Sanierter Sanitärraum in Bruckneudorf: 928 Euro/m2.

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Sanitärräume einer Wiener Kaserne, dokumentiert durch die Offiziersgesellschaft: Kasernen und ihre Ausstattung durften schon unter Joseph II. "nichts kosten".

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Wien - In den 1970er-Jahren galten die Kreuzbauten als der letzte Schrei im Bereich des militärischen Hochbaus: Die Gebäude mit dem kreuzförmigen Grundriss konnten jeweils eine Kompanie beherbergen.

Eine zeitgemäße Lösung, die allerdings in die Jahre gekommen ist. Die nun im Schnitt 30 Jahre alten Gebäude brauchen inzwischen wieder neue Elektroinstallationen und neue Fenster. Erst fünf von 50 dieser vergleichsweise modernen Bauten sind saniert - in der Vorwoche feierte Minister Norbert Darabos eine Sanierung in der Benedek-Kaserne im burgenländischen Bruckneudorf.

Kosten pro Quadratmeter: 928 Euro. Weiterer Sanierungsbedarf in den allernächsten Jahren: 120 Millionen Euro, die nirgendwo budgetiert sind.

Die derzeit vom Bundesheer genutzten Bauten haben insgesamt eine Geschoßfläche von 3,6 Millionen Quadratmetern - um nur den derzeitigen Bauzustand halbwegs zu erhalten, müsste man jährlich 70 Millionen Euro ausgeben. Aber dafür ist das Geld nicht vorhanden, weil es jeweils in die dringendsten Sanierungen und in Neubauten gelenkt werden muss.

Vorrang für die Struktur

Zum Beispiel in die Adaptierung der vorher nur von der Polizei genutzten Rossauer Kaserne: Sie wurde aufwändig restauriert, um das Verteidigungsministerium aufzunehmen. 56 Millionen Euro haben die Umbauten bisher gekostet, der "Trakt 7" steht noch zur Sanierung an, was weitere zehn Millionen kosten soll. Und wenn das so weit ist, wird die Fassadensanierung wieder rund 20 Jahre alt sein - dann wird wieder Geld für die Ziegelfront fällig.

Noch teurer waren die Infrastrukturinvestitionen in Zeltweg: Dort hatte man gehofft, mit geschätzten 50 Millionen Euro auszukommen, wenn der Draken-Nachfolger eingeführt wird. Gekostet hat es schließlich 160 Millionen, wobei man ohnehin auf Eurofighter-spezifische Komponenten wie die Unterflurbetankungsanlage verzichtet hat.

Die von Verteidigungsminister Darabos gerne genannten 300 Millionen Euro für Bauinvestitionen sind also vielfach in die nötig gewordenen Strukturerneuerungen geflossen - für die Unterkünfte fehlte dann oft das Geld. Für die Planer ist das ein nicht zu unterschätzendes Problem: Geben sie die beschränkten Mittel für dringend benötigte Werkstatt- und Garagenbauten aus, wird über ungenügende Schlafräume geklagt. Lenken sie das Geld dorthin, dann wirft ihnen der Rechnungshof vor, dass sie wertvolles Gerät im Regen verrosten lassen.

Die Wurzel des Problems liegt in der Geschichte. Österreichs Militär war immer wieder Empfänger von Danaergeschenken, nicht erst 1955, als die abziehenden Alliierten dem Bundesheer die Grundausstattung im Lande ließen. Begonnen hat die Misere bereits unter Kaiser Joseph II., der seine Armee mit aufgelösten Klöstern beschenkte. Dadurch entstand der Eindruck, dass Kasernen "nichts kosten" und auch weiterhin nichts kosten dürfen - schon in der Monarchie sparte man an Erhaltungskosten.

Nach Weltkriegen und Besatzung wurde das nahtlos weitergeführt. Die von US-Truppen 1949 bis 1951 als Camp Roeder in Wals errichtete Schwarzenbergkaserne war ursprünglich für nur zehn Jahre Bestand geplant. Sie steht noch heute, großteils unsaniert. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 9.2.2010)