Wien - Das Regime in Teheran hat die Beziehungen mit dem British Museum abgebrochen, da die Londoner Institution der Islamischen Republik einen persischen Schatz nicht leihen wollte. Das berichteten iranische Medien am Wochenende. Bei der von Teheran geforderten Leihgabe handelt es sich um den 2.500 Jahre alten Kyros-Zylinder, auch Kyros-Erlass genannt.

Irans Organisation für Kulturelles Erbe sagte, sie hätte dem Britischen Museum im Oktober eine zweimonatige Deadline gesetzt, um eine öffentliche Ausstellung des sogenannten Kyros-Zylinders, der mit der Eroberung Babylons durch den persischen Herrscher Kyros II. im 6. Jahrhundert v. Chr. verbunden ist, im Iran zu ermöglichen.

Das Museum in London hatte im September mitgeteilt, dass die Pläne, das antike Stück dem Iran zu übergeben, durch nicht näher spezifizierte "Umstände" verzögert werden würde. Hamid Baqaie, Chef der staatlichen Kulturerbe-Organisation, beklagte, dass das British Museum die Deadline überschritten habe, wie die Agentur INSA berichtete. Laut ihm habe das Museum angeboten, den Zylinder stattdessen im Juli anzuliefern, aber das sei inakzeptabel. Der Iran habe bis dato mehr als 200.000 Dollar (rund 145.000 Euro) in Sicherheitseinrichtungen investiert. Laut Teheran habe das British Museum das Werk zuerst für September, dann für November und schließlich für den 16. Jänner angekündigt.

Beschwerdebrief an die UNESCO

"Die Organisation für Kulturelles Erbe hat alle ihre Verbindungen und Kooperationen mit dem Britischen Museum abgebrochen", hieß es unterdessen. Seine Organisation würde einen Beschwerdebrief an die UNESCO schicken, und darauf verweisen, dass dem Iran aufgrund der Verspätung der Leihgabe ein finanzieller Schaden entstanden sei, so Hamid Baqaie. Das British Museum hat in einer Aussendung seine "große Überraschung" kundgetan, nachdem es vergangene Woche dem Iran versichert habe, das Artefakt in der zweiten Juli-Hälfte zu übergeben.

Kyros II. ist einer der wichtigsten antiken persischen Figuren: Er hat - 200 Jahre bevor Alexander der Große die Region eroberte - eines der ersten großen Kaiserreiche der Welt geschaffen. Er eroberte Babylon, den heutigen Irak, im Jahr 539 v. Chr. und befreite die Juden, die dort in Gefangenschaft gehalten wurden. Er gilt auch als Autor des Erlasses, die von einigen Wissenschaftern als erste Charta der Menschenrechte beschrieben wurde. (red/APA/Reuters)