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audDem neuen SMS-Gewinnspielanbieter Lottelo droht wenige Tage nach seinem Start am 22. Jänner das Aus. Das Finanzministerium kam bei der Überprüfung des Geschäftsmodells zur Erkenntnis, dass Lottelo unter das Glücksspielgesetz fällt und eine entsprechende Konzession bräuchte. Heute, Montag, wird das Ministerium seine Rechtsansicht an die zuständige Bundespolizeidirektion Wien weiterleiten, hieß es aus dem Finanzstaatssekretariat.

"Mit sofortiger Wirkung"

Schließt sich die Behörde der Meinung des Finanzministeriums an, könnte der Betrieb wohl "mit sofortiger Wirkung" eingestellt werden. Außerdem drohen Lottelo Strafen von bis zu 22.000 Euro - "ob täglich oder in welchem Zeitabstand ist Sache der Behörde", so das Finanzressort. Sollte sich der Betreiber ins Ausland absetzen, würde sich der Fiskus die Glücksspielgebühren (25 Prozent des Gewinns) wahrscheinlich direkt bei den Spielern holen. Nach Ansicht des Finanzressorts müsste der Lottelo-Teilnehmer in diesem Fall 250.000 Euro zahlen, wenn sein Freund 1 Mio. Euro gewinnt.

Jedenfalls werde die Finanzverwaltung auch Geschäftsmodelle wie Lottelo gebührenrechtlich zu prüfen haben und gegebenenfalls die Abgaben einfordern, hieß es aus dem Büro von Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka.

70 Cent

Bei Lottelo kann der Spieler nicht selbst gewinnen, sondern nur der, dessen Mobilnummer per SMS (70 Cent) eingesendet wurde. Theoretisch winkt täglich 1 Mio. Euro, die Gewinnchance beträgt allerdings nur 1:12 Mio.. Alternativ ist auch die (kostenlose) Teilnahme per Postkarte möglich. Lottelo-Gründer Daniel Goldscheider ist davon überzeugt, dass es sich dabei um kein Glücksspiel handelt.

Das Finanzministerium wiederum ist der Ansicht, dass dieses Geschäftsmodell alle vier Kriterien der im Glücksspielgesetz definierten "Ausspielung" erfüllt, wie aus der "Information zu Lotteriespielen über Mehrwert-SMS" hervorgeht, die am späten Freitagnachmittag auf der Homepage des Finanzressorts veröffentlicht wurde. Lottelo stelle beispielsweise jedem Teilnehmer einen "vermögensrechtlichen Gewinn" in Aussicht, wobei der Spieler das Geld seinem Freund widme.

"Das ist einfach falsch"

"Das ist einfach falsch", entgegnete Goldscheider auf APA-Anfrage. Der Lottelo-Teilnehmer schließe einen "Vertrag zugunsten Dritter" ab und profitiere "zu keinem Zeitpunkt" von der Teilnahme.

Dass auch per Postkarte gespielt werden kann, tut dem Ministerium zufolge nichts zur Sache. Diese Möglichkeit sei "nicht als gleichwertig zu einem elektronischen Medium anzusehen", die Postkarten-Teilnehmer gegenüber den SMS-Spielern "erheblich benachteiligt".

Goldscheider findet es "einfach bedauerlich", dass sich das Ministerium bzw. Lopatka "nicht einmal die Spielregeln durchlesen". Der Unternehmer hätte sich außerdem gewünscht, dass das Finanzressort mit ihm Kontakt aufnimmt, bevor "geschäftsschädigende Äußerungen" via Medien getätigt werden.

"Insbesondere Jugendliche sind gefährdet, sich durch exzessives Spielen sogar zu verschulden."

Selbiges gelte für den Verein für Konsumenteninformation (VKI), der heute in einer Aussendung erneut vor Lottelo warnte: "Insbesondere Jugendliche sind gefährdet, sich durch exzessives Spielen sogar zu verschulden." Die Idee hinter Lottelo sei ein "genialer, aber sehr gefährlicher Marketing-Trick". Das Motto laute: "Mag er Dich, dann spielt er auch für Dich." Das erzeuge einen "erheblichen psychologischen Zwang" bei den Freunden, ebenfalls mitzumachen. "Daraus entsteht ein Schneeball-System", meinte der VKI. Die Verbraucherschützer haben bereits vergangene Woche eine Unterlassungsklage gegen Lottelo eingebracht. VKI-Chefjurist Peter Kolba rechnet mit einem "raschen und klaren Verbot durch das Gericht".

Dass sich die Lottelo-Spieler selbst strafbar machen könnten, glaubt Lopatka nicht. "Allerdings tragen sie ein gewisses finanzielles Risiko wegen der möglichen Gebührenpflicht" - sollte der Betreiber untertauchen. Goldscheider wies das scharf zurück. Diese Spekulation sei "wirklich geschäftsschädigend" und "entbehrlich". Die Teilnehmer trügen "kein Risiko", die Gewinne (theoretisch täglich 1 Mio. Euro) seien ein Jahr lang mit 365 Mio. Euro versichert.

Aus der Luft gegriffen

Der Lottelo-Chef ist guter Dinge, "dass wir den Polizeijuristen klarmachen können, dass die Vorwürfe des BMF aus der Luft gegriffen sind". Nötigenfalls werde man alle drei Instanzen durchlaufen. Wieviele Personen momentan spielen, wollte Goldscheider nicht bekanntgeben. Nur so viel: "Wir wachsen nach wie vor." (APA)