Wien - Die Skispringer sind in Vancouver ob ihrer überragenden Leistungen der letzten Jahre besondere Hoffnungsträger. Vor vier Jahren in Turin waren Springer und Kombinierer für vier von neun österreichischen Goldmedaillen verantwortlich. Toni Innauer stellte im Interview jedoch klar, dass diese Jahrhundertspiele für die anstehenden Bewerbe im Whistler Olympic Park kein Maßstab sein dürfen.

Drei Medaillen wünscht sich der Nordische Direktor von seinen Athleten. Eine aus Gold sollte schon dabei sein. Über seine Zukunft im ÖSV will sich Innauer nach wie vor nicht äußern, allerdings kündigt er für Mitte März ein neues Buch an. Ob er damit auch ein Kapitel Lebensgeschichte abschließen will, ließ er offen. 

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Die Olympia-Bilanz 2006 war mit vier Gold- und zwei Silbermedaillen so gut wie nie zuvor für Skispringen und Nordische Kombination. Wie sehen die Erwartungen des Nordischen Direktors vier Jahre später aus?

Toni Innauer: "Ich weiß sehr wohl, dass es damals ein Zusammentreffen aller günstigen Umstände gab - mit tollen Teams. Das kann nicht der Maßstab sein. Es reicht eigentlich für zwei Olympische Spiele, was wir in Turin gewonnen haben. In Vancouver möchte ich zumindest drei Medaillen mit meinen zwei Teams erreichen. Das ist die Mindestanforderung, dazwischen ist nach oben hin viel Spielraum."

Die Skispringer haben die Saison bisher auch als Mannschaft dominiert, Gregor Schlierenzauer hat vor einem Jahr die Generalprobe in Whistler mit zwei Siegen für sich entschieden. Wären Spiele ohne Gold eine Enttäuschung?

Innauer: "Ja, das wäre nicht zufriedenstellend. Es ist schon so, wenn man das so lange dominiert, dass man dann natürlich auch anstrebt, eine Goldmedaille mitzunehmen."

Was ist denn in der Olympia-Vorbereitung das Hauptkriterium?

Innauer: "Es ist ein Kriterium, dass man da drüben gut rein findet, sich schnell anpasst an die Situation und zu seinem Rhythmus findet. So wie wir ihn beim Weltcup haben. Das ist das Entscheidende, aber auch das Schwierige bei Olympischen Spielen. Vor allem in der Vorbereitungsphase mit den Turbulenzen im ÖOC, als wir bis zum Schluss keine Handlungsmöglichkeit hatten. Dadurch ist alles viel gedrängter gewesen und es war viel mehr Unruhe drin, als es eigentlich sein könnte."

Olympia hat eben auch in Sachen Organisation eigene Gesetze.

Innauer: "Es ist sehr viel Anpassungsarbeit zu leisten. Wir müssen neue Anzüge schneidern, weil es das IOC verlangt. Es sind Kosten, es ist Arbeit, es ist Stress. Auch in der Quartiersituation, weil wir viel weniger Flexibilität haben als die Alpinen, die da beispielsweise durch die wechselnden Disziplinen in der Belegung mehr Spielraum haben."

Neben Doppel-Olympiasieger Thomas Morgenstern ist auch der zweifache Olympiasieger Felix Gottwald wieder am Start. Wie wichtig war seine Rückkehr für das gesamte Kombiniererteam?

Innauer: "Das ist sicher für alle ein Gewinn, natürlich auch für einige ein Druck, weil sie im eigenen Lager einen haben, der in der Vergangenheit schwer erreichbar war. Mario (Stecher) hat das gut hingekriegt, hat sich gut entwickelt. Den Felix im Team zu haben, weil es ein sehr laufbetonter Wettbewerb ist, ist natürlich ein Vorteil. Das weiß jeder zu schätzen."

 Auch mit Gottwald hängen die Trauben im Teambewerb für die Siegermannschaft von 2006 aber höher.

Innauer: "Da sind ein paar neue Nationen im Spiel: Weltmeister Japan, auch die Amerikaner. Die kommen zu den Finnen, Norwegern und Deutschen dazu, sodass man weiß: für die Mannschaftsmedaille - da musst du verdammt gut sein."

Gemeinsam mit den Biathleten haben die Nordischen gute Chancen, die Alpinen zu übertreffen. Wäre das eine besondere Genugtuung?

Innauer: "Wir haben in Turin gleich viele Goldmedaillen geschafft, das war ein Highlight aus nordischer Sicht. Aber das ist ein unwichtiger Nebenschauplatz: Jede einzelne Sparte muss schauen, dass sie mit den eigenen Aufgaben so zurechtkommt, dass es passt."

Welche Erinnerungen verbinden Sie eigentlich ganz persönlich mit Kanada?

Innauer: "In Kanada war ich beruflich als Skispringer, als Trainer und Sportdirektor. Als wir den V-Stil das erste Mal umgesetzt haben - zum Entsetzen der Konkurrenz. Im Urlaub war ich einmal 14 Tage mit der Familie hier. Und mit Peter Schröcksnadel fischen in Smithers, das ist weit oben in British Columbia."

Sie sind seit Juni 1993 Nordischer Direktor. Werden es  Ihre letzten Olympischen Spiele in dieser Funktion?

Innauer: "Das ist bis nach den Olympischen Spielen kein Thema. Was ich sagen kann, ist, dass am 15. März ein Buch von mir erscheinen wird. Es wird heißen 'Am Puls des Erfolgs', wo viele der Dinge, die man in der Tiefe nicht ansprechen kann, diskutiert werden."

Ein Hinweis, dass Sie damit auch ein Kapitel abschließen wollen?

Innauer: "Es ist ein Hinweis darauf, dass ich etwas zusammenfasse.

Um sich unter Umständen einer neuen Aufgabe zuzuwenden?

Innauer: "Das weiß man nicht." (APA)