Das Jagdschloss von Alfons Mensdorff-Poully prägt das Ortsbild von Luising.

Foto: derstandard.at

In Luising verliert man kein schlechtes Wort über Mensdorff-Pouilly.

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Luising ist nicht nur der jüngste Ort Österreichs (seit 1923 österreichisches Staatsgebiet), sondern auch die Heimat von Großgrundbesitzer, Forstwirt, Waffenhändler und Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly. Neben einer kleinen Kirche und alten Bauernhäusern ragt das große Jagdschloss von Mensdorff-Pouilly am Ortsrand von Luising hervor. Seit Sonntag ist Mensdorff-Pouilly wieder zurück aus London, wo zuvor das Korruptionsverfahren gegen ihn eingestellt worden war. In Österreich ist nun eine Debatte entbrannt, welche Auswirkungen die Niederschlagung des Verfahrens auf die Ermittlungen hierzulande hat.

„Man kann nichts Böses über ihn sagen"

Schuldig oder unschuldig? Diese Frage scheint die Luisinger eher weniger zu beschäftigen. Bei einem Heurigen in der Nachbarortschaft Hagensdorf ist man sich darüber einig, dass man zu „Ali" steht und kein schlechtes Wort über ihn verliert.

„Man kann nichts Böses über ihn sagen", sagt ein Herr mittleren Alters. Auf die Frage, ob er die Bestechungsvorwürfe für berechtigt hält, meint er: „Ich lege meine Hand ins Feuer, dass Sie oder ich dasselbe gemacht hätten, wenn es um so viel Geld geht!" Eine Dame beklagt sich darüber, was „der arme Graf mitmachen muss".

Zahlreiche Einwohner von Luising und Hagensdorf sind Angestellte im Jagdschloss. Auch als Arbeitgeber soll er immer nett und freundlich und sich „für nichts zu gut" sein. Ein junger Mann lobt auch die finanzielle Unterstützung des Sportvereins durch Mensdorff-Pouilly.

Kein Verständnis für Grabschändung

Große Bestürzung zeigt man hingegen über den Vandalismus und die Grabschändung, die sich im September in Luising ereignet haben. Mit roter Farbe wurde nämlich ein Streifen vor dem Jagdschloss gezogen und auf das Familiengrab der Schriftzug „Verbrecher- Ruhen nie in Frieden" gesprayt.

An den berühmt(-berüchtigten) Jagdausflügen rund um das Schloss des Grafen hat selten ein Luisinger teilgenommen. „Da kommt die ganze Prominenz, das kostet schon ein bisschen was", erklärt ein älterer Herr. Die genauen Preise sind den Herrschaften nicht bekannt, sollen aber sehr hoch sein. Besonders zu schätzen wissen die Einwohner von Luising und Hagensdorf, dass sich Mensdorff-Pouilly am gesellschaftlichen Leben in den Ortschaften beteiligt. „Er besucht jede Woche den Gottesdienst und plaudert danach freundlich mit allen. Diese Woche wird es sich vielleicht noch nicht ausgehen, aber nächste Woche ist er sicher wieder in der Kirche." (Valentina Resetarits, derStandard.at, 8. 2. 2010)