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Einige österreichische Kasernen sind kaum mehr in einem bewohnbaren Zustand. Die Volksanwaltschaft fordert dringend Budget für die nötige Sanierung.

Foto: APA/Oesterreichische Offiziersgesellschaft

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Die österreichische Offiziersgesellschaft selbst hat schon den desolaten Zustand mancher Kasernen dokumentiert. Das Problem ist nicht neu, sondern das Ergebnis notorischen Geldmangels.

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Wien - "Wohn- und Hygienestandards in bestehenden Kasernen entsprechen alters- sowie nutzungsbedingt weder den Anforderungen noch den Bedürfnissen von Grundwehrdienern und dem Kaderpersonal. Sie sind darüber hinaus alles andere als dazu angetan, die Akzeptanz und Attraktivität des Heeres zu erhöhen", heißt es in einem Bericht der Volksanwaltschaft zum Zustand der Kasernen. Die Mannschaftsunterkünfte seien zum Teil "vollkommen desolat".

Die Volksanwaltschaft fordert die rasche Sanierung der Kasernen und hat kein Verständnis für die Budgetnöte, die das Verteidigungsministerium geltend macht: "Das Hinausschieben oder der Verzicht auf Sanierungsmaßnahmen belasten aber nicht nur die Soldatinnen und Soldaten, sondern führt langfristig auch zu noch höheren Kosten." Die Volksanwaltschaft empfiehlt daher "eindringlich, im Rahmen der Maßnahmen zur Konjunkturbelebung im Budget der Jahre 2010 - 2014 verstärkt Mittel für die Sanierung von Unterkünften für Präsenzdiener und Kaderpersonal bereitzustellen."

"Die Truppe stärken"

Verteidigungsminister Norbert Darabos kontert mit einer Auflistung von Investitionen: "In meiner Amtszeit wurden bisher 311 Millionen Euro in Bauvorhaben investiert. Infrastrukturinvestitionen für die Truppe haben auch in Zukunft für mich klare Priorität. Erst vergangene Woche konnten wir neue Unterkünfte um 6,4 Millionen Euro in der Benedek-Kaserne in Bruckneudorf eröffnen", stellte Darabos fest.

Bis 2013 würden allein in die Heerestruppenschule in Bruckneudorf insgesamt etwa 28 Millionen Euro investiert werden. Die Sanierung der Kasernen könne jedoch nur Schritt für Schritt erfolgen. "Das ist ein langjähriger Prozess, der von mir eingeleitet wurde und von mir zu Ende gebracht werden wird", sagt der Minister. Sein Ziel sei es, "die Truppe zu stärken".

Keine Umkleiden für Spitalmitarbeiter, die einzigen Duschen im Nachbarhaus-Keller, keine Lifte für verletzte Soldaten im Feldspital. Das seien nur einige Beispiele, die bei Kasernenbesuchen im vergangenen Jahr die Haare zu Berge stehen ließen, kritisiert die Volksanwaltschaft.

Häuser mit deutlich mehr Wohnkomfort

Als Beispiel für die katastrophalen Zustände nannte der für den Bereich verantwortliche Volksanwalt Peter Kostelka unter anderem die Benedek-Kaserne in Bruckneudorf (Burgenland): Für eine Unterkunft mit 36 Betten befänden sich die Duschräume in einem anderen Gebäude im Kellergeschoß in 200 Meter Entfernung. In der gleichen Einrichtung würden "Welten aufeinanderprallen": Vor wenigen Tagen seien am Truppenübungsplatz zwei generalsanierte Häuser mit deutlich mehr Wohnkomfort eröffnet worden: Jedes Zimmer sei mit WC und Dusche ausgestattet.

Untragbar sind laut Volksanwaltschaft auch die zum Teil stark abgewohnten Räume in der Khevenhüller-Kaserne in Klagenfurt. Diese seien seit nahezu 70 Jahren in ihrer Bausubstanz unverändert geblieben. Die Situation der Feldambulanz Sanitätszentrum Süd gilt als "besonders drastisch" und "inakzeptabel": Für Verletzte gebe es keinen Lift, für das Personal keinen einzigen Umkleideraum. Die einzige Garderobe befinde sich im unbeheizbaren Dachboden und sei für Frauen und Männer nicht getrennt.

Als Problemfall wird auch die Schwarzenbergkaserne Wals-Siezenheim in Salzburg erachtet. Die Unterbringungen dort stellen eine Zumutung dar. (red, DER STANDARD, Printausgabe, 8.2.2010)