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Tomas O' Leary erarbeitet sich seinen Versuch gegen eine italienische Übermacht.

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Wirklich hochstehend war das Spiel im Croke Park eher nicht, das Lineout dafür eine italienische Achillesferse.

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Dublin/Wien - Jamie Heaslip blieb es am Samstag vorbehalten, den ersten Try der Six Nations 2010 zu legen. Nicht überraschend trug er ein grünes Shirt, denn Irlands Nationalteam war als klarer Favorit in das Eröffnungsmatch des traditionsreichen Rugby-Turniers gegen Italien gegangen. Der Titelverteidiger geht als Mitfavorit in die heurige Ausgabe, den Italienern wird im zehnten Jahr ihrer Teilnahme wieder einmal der letzte Platz prophezeit. Ein sensationelles 34:20 gab es zum Debüt gegen den damaligen Champion Schottland, bis zum heutigen Tag folgten jedoch nur noch fünf weitere Siege.

Brian O'Driscoll ("Solange es Spaß macht, spiele ich weiter") führte die Iren in seinem 60. Spiel als Kapitän auf das Feld im Dubliner Croke Park, der mit über 80.000 natürlich voll gefüllt war. Das so erfolgreich verlaufene Asyl der Rugbyaner im eigentlich für die gälischen Sportarten reservierten Stadion geht bald zu Ende, im Herbst erfolgt die Rückkehr in den generalüberholten Heimathafen an der Lansdowne Road.

Die Italiener begannen die Partie im Angriff, verschenkten zwei aussichtsreiche Situationen jedoch durch Regelverstöße und den daraus folgenden Ballverlust. Nach zehn Minuten ging Irland durch Flyhalf Ronan O'Garas Penaltykick 3:0 in Führung. Klar ersichtlich war die Taktik der Italiener darauf ausgelegt, ihr als konkurrenzfähig geltendes Scrum so oft wie möglich zu nutzen. Durch weite Kicks (in erster Linie verabreicht von Fullback Luke McLean) sollte zudem versucht werden, tief in irischem Territorium Druck auf die Favoriten auszuüben. 

Das gelang jedoch so gut wie nie, zu langsam und vorhersehbar entwickelte sich ihr Spiel. Irland reichte es, auf Fehler des Gegners zu warten. Dann und wann blitzten auch die spielerischen Fähigkeiten des Teams auf. Etwa nach einer Viertelstunde, als Trimble linkerhand durchbrach und gerade noch zu Boden gebracht werden konnte. Durch gute Unterstützung sicherten die Iren jedoch den Ball, machten das Spiel danach breit und schickten erwähnten Heaslip rechterhand über die Linie. Ein weiteres Beispiel: O'Driscolls Chip über drei Gegner, dem er selbst nachspurtete - um daraufhin eine Vorlage auf die rechte Flanke knapp zu steil anzusetzen.

Nach einer halben Stunde die ersten Punkte für Italien: Craig Gower verkürzte mit einem Monsterpenalty über das halbe Feld auf 10:3. Der italienische Gameplan führte dazu, dass die Partie in der ersten Halbzeit überwiegend in der irischen Spielhälfte stattfand. Die wahren Kräfteverhältnisse wurden statistisch jedoch nicht wahrhaftig abgebildet. Die Azzurri erwiesen sich auch im Kopf als zu langsam, scheuten Risiko und stellten die Defensive des Gegners somit kaum einmal auf die Probe. Die gelegentliche flotte Kombination in Verbindung mit dem zielsicheren Kickbein O'Garas reichte den Iren, um ihren Vorsprung kontinuierlich auszubauen. Eine Gelbe Karte gegen Gonzalo Garcia (zehn Minuten Zeitstrafe) nach einer halben Stunde machte die Aufgabe der Gäste nicht leichter. O'Driscoll konnte seinen kopfübernen Fall nach dem Spear-Tackle des Italieners zum Glück abstützen.

Ein katastrophales Lineout  der Italiener wenige Minuten später, servierte Irland seinen zweiten Try durch O'Leary auf dem Silbertablett. Die mangelnde Vitalität der Auswahl des neuseeländischen Coaches Nick Mallett erlaubte einem nicht sonderlich überzeugenden Titelverteidiger, in aller Ruhe sein Spiel zu suchen. Trotzdem kamen die Blauen ausgerechnet in Unterzahl zu einem überraschenden Try: für einmal machte sich die Option des weiten Balls bezahlt, als Kaine Robertson Rob Kearneys Befreiungskick blockte und die wenigen verbliebenen Meter über die Linie sprintete. Mit 23:8 für Irland ging es in die Pause.

Die zweiten 40 Minuten waren eine ziemliche Enttäuschung. Drei Punkte von Mirco Bergamasco gleich nach Wiederbeginn erwiesen sich mitnichten als Auftakt zu einer italienischen Renaissance. Sie sollten nämlich das einzig Zählbare für den Rest der Partie bleiben. Doch auch Irland gelang nicht mehr viel. Man dominierte zwar weiterhin, verlegte sich jedoch zunehmend ebenfalls auf eine konservative Spielanlage. Auf erquickliche Kombinationen hofften die Zuschauer weitestgehend vergeblich, erst in den letzten 20 Minuten verstärkte die Mannschaft von Declan Kidney noch einmal ihre Bemühungen. Einen weiteren Try schaffte jedoch aus sie nicht mehr. Über weite Strecken schien es so, als sei Irland damit zufrieden, den sicheren Erfolg über die Zeit zu schaukeln. Penalties von O'Gara (47.), der dann jedoch verletzt das Feld verlassen musste, sowie David Wallace blieben die einzige Ausbeute. Irland, das nun seit zwölf Matches ungeschlagen ist, muss und wird sich steigern, wenn es am zweiten Spieltag in Paris gegen Frankreich geht.

Teures Stolpern in Twickenham

Im zweiten Spiel setzte sich England im Schlager des Tages mit 30:17 gegen Wales durch. Zum 100. Geburtstag des Nationalstadions in Twickenham entschieden die Gastgeber die Partie als Alun-Wyn Jones nach einem überflüssigen Haxelsteller die Strafbank schmückte. Gegen den dezimierten Gegner scorten die Engländer 17 Punkte hintereinander und setzten sich vorentscheidend ab. Zwei Tries der Waliser in der Schlussphase sorgten noch einmal für Spannung, doch ein Fehlpass der angreifenden "Dragons" emöglichte den Engländern den Konter und einen letztlich deutlichen Erfolg. In der langen Historie dieser großen Rivalität liegen sie nun mit insgesamt 54:53 Siegen in Führung. Wales-Trainer Warren Gatland: "Wir haben vor dem Match darüber gesprochen, wie wichtig Disziplin ist."

Am Sonntag empfing Schottland  in Edinburghs Murrayfield die Franzosen. Obwohl die "Bleus" nicht viele gute Erinnerungen an diesen Ort haben, behielten sie mit 19:8 eine kaum gefährdete Oberhand. Mathieu Bastareauds zwei Tries machten die Sache für wie immer brav kämpfende Schotten aussichtslos. Ihr hoffnungsvoller Herbst mit Siegen gegen Fiji und Australien ist endgültig Geschichte.  (Michael Robausch)

Irland - Italien 29:11 (23:8), Croke Park Dublin, Referee Poite (Frankreich).

Irland: Tries: Jamie Heaslip, Tomas O'Leary; Conversions: Ronan O'Gara (2); Penalties: O'Gara (4), Paddy Wallace

Italien: Try: Kaine Robertson; Penalties: Craig Gower, Mirco Bergamasco

Aufstellungen:

Irland Italien

15-Rob Kearney 15-Luke McLean
14-Tommy Bowe 14-Kaine Robertson
13-Brian O'Driscoll 13-Gonzalo Canale
12-Gordon D'Arcy 12-Gonzalo Garcia
11-Andrew Trimble 11-Mirco Bergamasco
10-Ronan O'Gara 10-Craig Gower
9-Tomas O'Leary 9-Tito Tebaldi
8-Jamie Heaslip 8-Alessandro Zanni
7-David Wallace 7-Mauro Bergamasco
6-Kevin McLaughlin 6-Josh Sole
5-Paul O'Connell 5-Quintin Geldenhuys
4-Donncha O'Callaghan 4-Carlo Del Fava
3-John Hayes 3-Martin Castrogiovanni
2-Jerry Flannery 2-Leonardo Ghiraldini
1-Cian Healy 1-Salvatore Perugini

Ersatz:

16-Rory Best 16-Fabio Ongaro
17-Tom Court 17-Matias Aguero
18-Leo Cullen 18-Marco Bortolami
19-Sean O'Brien 19-Paul Derbyshire
20-Eoin Reddan 20-Simon Picone
21-Paddy Wallace 21-Riccardo Bocchino
22-Keith Earls 22-Andrea Masi