B. ist ein Lulu. Das gibt er selbst zu. Denn obwohl er weder beim Boarden noch beim Kiten an schlechtes Wetter glaubt, ist er als Radfahrer ein Winterweichei: Mountainbiken ließe er sich noch einreden, "aber da geh ich mit dem Board auf den Berg". Aber Straßen- oder Stadt- radeln? No way. Trotzdem verbringt B. im Winter fast mehr Zeit im Sattel als im Sommer. Auf der Walze nämlich.

Früher, bevor seine Freundin zu Weihnachten mit einem Hightech-Trum anrückte, war das eine wackelige Sache: B. balancierte strampelnd - und die latente Angst, dass ein lustiger "Freund" ihm einen Schubser geben könnte, das Rad von der Walze spränge und mit ihm quer durchs Zimmer bis zur nächsten Wand hechten könnte, war B.s ständiger Begleiter. Aber das war einmal.

Denn heute ist B.s Gabel fest (aber nicht starr) auf dem Weihnachtswunderding montiert. Das Hinterrad treibt eine Rolle an, die - computergesteuert - Widerstand leistet. Damit B. weiß, warum sein Tritt schwerer wird, gibt es Bilder (der Laptop würde reichen, doch B. bevorzugt Fernseher oder Beamer): B. fährt animierte Strecken (im Profil oder "subjektiv"). Oft radelt B. durch Spiele - nach Konsolenart. Am liebsten aber "erlebt" er echte Landschaften. Allein, sagt B., fühle er sich dabei nie. Meist radelt er mit anderen am Schirm. Etwa den Profis der Rado-Bank. "Voll super!" Dass er weder Gegenwind noch Waldgeruch, noch Vogelgezwitscher genießen kann, sei nicht schlimm - im Gegenteil: Sonst bestünde Gefahr, dass B. zum Ganzjahres-Indoorbiker werden könnte. (Thomas Rottenber/DER STANDARD/Automobil/5.1.2010)