Gore-Tex für Streetwear
Der Sprung vom Sport- zum Modedesign, meint Hans-Peter Rudolph, ist "hiermit vollzogen". Schließlich ist das Label G-Star anders positioniert, als deklarierte Outdoor-Marken wie Mammut, Salewa, Arcteryx oder Millet. Und dass Marc Newson für G-Star eine Kollektion entwarf (Bild unten), in der Gore-Tex, die Folie, ohne die alle Funktionslabel im Regen stünden, eine zentrale Rolle spielt, ist für den Sprecher des Folienherstellers ein Grund zu jubeln.

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Schließlich eröffnet sich hier ein neuer Markt - zusätzlich zum Outdoor- und Sportbereich und der immer größeren So-tun-als-käme-man-grad-vom-Berg-Szene. Die Membran, die dafür sorgt, dass Wasser nicht unter die äußerste Bekleidungsschicht kommt, während Dampf (Wärme, Schweiß!) austreten kann, gibt es zwar seit 30 Jahren. Heute geht es darum, das Laminat dünner und funktionaler zu machen - und optimal mit den Trägerstoffen zu kombinieren. Die Folie selbst ist nur Millimeterbruchteile dünn. Jeder Nadelstich ist ein Loch - darum wird heute geklebt oder per Laser verschweißt.

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Neopren in Designermode
Die Voraussetzungen für seine Straßentauglichkeit sind denkbar schlecht. Neopren zeichnet sich in erster Linie durch sein Wärmeisolationsvermögen aus. Als Nierengurt oder als Tauchanzug genau das Richtige. Trotzdem hat der durch Polymerisation hergestellte Kunstkautschuk, unter dem man so wunderbar ins Schwitzen kommt, in den vergangenen Jahren eine beachtenswerte Karriere in der Mode hingelegt.

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Den Startschss dürfte Nicolas Ghesquière beim Pariser Luxuslabel Balenciaga geliefert haben: Bereits in der Frühlingskollektion von 2003 setzte der Franzose auf Neopren-Einsätze bei seinen A-Linien-Kleidchen mit Blumenprints. Eine richtige Neopren-Welle schwappte dann in den vergangenen zwei Jahren über uns herein. Bei Burberry gab's Neopren-Trenchs und Neopren-Weekender, bei Calvin Klein Neopren-Jacketts, bei Raf Simons überdimensionale Neopren-Bolero-Jäckchen und Sneakers mit Neopren-Laschen (im Bild). Und auch die Wiener Designerin Ute Ploier ließ ihre Fantasie spielen: Sie setzte auf fingerlose Neopren-Handschuhe.

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Primaloft als Wärmestube
Wirklich funktional ist der superwarme Anorak aus dem mangogroßen Beutelchen ja vermutlich wirklich nur auf dem Berg: Geringstes Packmaß und minimales Gewicht sind da ein Asset - während der urban-modische Daunenjackenträger immer noch Wert auf den Michelinmännchenlook legt. Dennoch: Primaloft, die Zauberbefüllung von extrem leichten, extrem dünnen und extrem weichen Berg-Anoraks, ist auf dem Weg in die Stadt (im Bild ein Modell von Dynafit).

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Zum einen, weil Outdoor-Jacken als "SUVs zum Anziehen" längst in Clubs Einzug gehalten haben. Zum anderen, weil die Faser, die in den frühen 1980er-Jahren im Auftrag der US-Armee von der Albany International Corporation im US-Bundesstaat New York entwickelt wurde, ihren Weg von der Armee über Jagd und Sport auf die Laufstege findet: Körperbetont und mollig warm - das lässt Designerherzen höher schlagen. Freilich ist die Haptik gewöhnungsbedürftig: Dass etwas so leicht, dünn und weich ist und trotzdem wärmt, muss erst gelernt werden.

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Helm als Accessoire
Kinder lässt man nicht mehr "ohne" auf die Piste oder aufs Rad - und Eltern, die Erklärungsnotstand vermeiden wollen, tragen ihn daher zusehends auch. Freilich hat der Radhelm gegenüber dem Skihelm einen deutlichen Nachteil: Während Nobellabel den Pistenkopfschutz längst als Ort zur Präsentation des eigenen Logos entdeckt haben, hängt dem Rad da schon noch das Arme-Leute-Vehikel-Image nach. Allerdings ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert: Botentaschen, Designerfahrräder oder Rennradklassiker sind schließlich auch längst Statussymbole.

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 Und Versuche, den Radhelm schicker zu gestalten, gibt es. Der dänische Hersteller Yakkay etwa hat einen Helm entwickelt, dem man nach Gusto Stoffhauben überziehen kann: Mütze oder Kappe, bunt, gestreift oder geblümt? Drunter ist aber stets hartes Plastik (im Bild). Das sieht mitunter zwar nach den gehäkelten Klopapierhüllen aus, die früher manche Autohutablage zierten - aber Mode, gerade Hutmode, hat immer schon ein wenig Mut der Träger erfordert.

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Rucksack zum Angeben
"Ich konvertiere. Und zwar zur Rucksackbefürworterin." Diese Worte stieß angesichts neuer Gucci-Rucksäcke aus Pythonleder jüngst eine Modeschreiberin auf ihrem Blog aus. Nachdem der Trend zu Umhängetaschen schon länger passé ist, erlebt der Rucksack gerade ein Comeback. Allerdings weniger in Form von Designernachbildungen aus exotischem Leder als in der Alpinistenvariante. Die Bergsteiger sind die neuen Vorbilder. Statt Seilen und Brettljause tragen die neuen Rucksackträger ihre Uni-Unterlagen in den alle Extrembedingungen meisternden Dingern.

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Trinkschläuche sorgen akuter Dehydrierung vor, geräumige Innentaschen bieten Platz für den Laptop. Zum Designobjekt ist der Rucksack schon einmal geworden, und zwar vor 25 Jahren. Die Mailänder Designerin Miuccia Prada brachte damals ihren kleinen Nylon-Rucksack auf den Markt - und baute darauf ihr Mode-Imperium auf. Auf der ersten Variante des Prada-Rucksacks fehlte damals sogar das Logo. Das könnte den heutigen Rucksackdesignern von Mammut bis Louis Vuitton (im Bild) nicht passieren. (Der Standard/rondo/05/02/2010)

Zum Artikel: Stilvoll am Kältepol

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