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Josef Penninger zählt zu den international führenden Genetikern.

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Wien - Josef Penninger hätte seine Ideen fast an Chinesen verkauft. Österreicher als Financiers für die Biotech-Forschung zu gewinnen, schien ihm unmöglich. Auf einer Busfahrt durch China traf er dann doch auf einen, der mitzog: Manfred Reichl, einst Gründer von Roland Berger Österreich, investierte und holte weitere private Geldgeber. Unter anderen den ehemaligen Chef der Shopping City Süd, Maurizio Totta, den er auf der Pilgerfahrt nach Mariazell begleitete, wofür er etliche Berge erklomm.

Seit Freitag ist auch der nach Pfizer weltweit zweitgrößte Pharmakonzern GlaxoSmithKline mit von der Partie: Die Briten stellen den Österreichern bis zu 236 Millionen Euro zur Verfügung.

Penninger zählt zu den international führenden Genetikern. Der Innviertler forschte 13 Jahre lang in Kanada, seit 2003 ist er wissenschaftlicher Direktor des Wiener Instituts für Molekulare Biotechnologie. Auf die Kür zum Wissenschaftler folgte jene zum Österreicher des Jahres. Seit 2003 ist Penninger auch Unternehmer.

Kampf der schwachen Lunge

Mit dem Biotech-Betrieb Apeiron entwickelt er Proteine, die vor akutem Lungenversagen schützen sollen. Jährlich sind davon Millionen Menschen betroffen - im Zuge einer Infektion mit der Schweine- Vogel- und Spanischen Grippe et-wa. 40 Prozent sterben daran. Zugelassene Medikamente gegen ein Versagen der Lunge gibt es bisher nicht. Er habe keine Berührungsängste mit Pharmakonzernen, sagt Penninger. "Am Ende des Tages geht es darum, Leben zu retten."

Dass sich das mit Risikokapital-Gebern bewältigen lässt, bezweifelt Reichl, Aufsichtsratschef der Apeiron. "Sie wollen vor allem die Mehrheit, übernehmen das Kommando, ruinieren das, was den Betrieb ausmacht." Penninger: "Kein Anzug aus den USA oder China sagt uns, was wir zu tun haben."

Apeiron zählt bislang 14 Mitarbeiter. Viele verzichteten anfangs auf ihr Gehalt und erhielten stattdessen Firmenanteile. Zehn Mio. Euro flossen in den vergangenen vier Jahren in die in Wien ansässige Firma. 3,5 Mio. waren Förderungen, der Rest Privatkapital.

GlaxoSmithKline schießt in einem ersten Schritt 12,5 Mio. Euro zu, rechnet Hans Loibner vor. Er baute einst die Biotech-Schmiede Igeneon auf, die Immuntherapien gegen Krebs entwickelte und gab bei Sandoz/Novartis den Schritt in der Forschung vor. Als Vorstandschef der Apeiron fixierte er die Lizenzvereinbarung: Die Briten steigen mit knapp 14 Prozent ein und werden am Umsatz beteiligt. GlaxoSmithKline ist in Österreich bereits bei den Impfstoffherstellern Intercell und Affiris engagiert.

Loibner spielt langfristig mit der Idee eines Gangs an die Börse, doch bis das Mittel gegen Lungenversagen marktfähig ist, könnten noch zehn Jahre vergehen.

Penninger fordert jedenfalls ei-ne "fundamentale Änderung der europäischen Forschungspolitik" . Die USA hätten erkannt, dass der Gesundheitsbereich mehr Jobs als die IT- und Computerbranche hervorbringe. Europa müsse die För-dersysteme völlig überdenken. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 04.02.2010)