Klagenfurt - Das Chaos um die Neubesetzung des Kärntner SPÖ-Vorsitzes empört immer mehr Parteimitglieder und Spitzenfunktionäre. In einem Internet-Blog (www.lindwurm.wordpress.com) des Journalisten Bernhard Torsch rufen einige Parteiveteranen sogar zur Neugründung der SPÖ auf.

So kritisiert etwa der ehemalige Landesgeschäftsführer und Bundesrat Herbert Würschl einen "Mangel an menschlicher und intellektueller Größe bei denjenigen, die die SPÖ auf einen neuen Tiefpunkt gebracht haben" . Es gebe genug "Potenzial" für eine Neugründung der SPÖ, "notfalls auch für die Gründung einer österreichischen Linkspartei" .

Ähnlich argumentiert im Torsch-Blog auch die Ex-SP-Landtagsabgeordnete und Frauenvorsitzende Sieglinde Trannacher, für die sich die Kärntner SPÖ derzeit als "schlecht organisierte Selbsterfahrungsgruppe" präsentiert. Trannachers Resümee:"Auflösen und neu gründen." Der Feldkirchner Bürgermeister Robert Strießnig fordert zwar keine Neugründung, aber doch einen "merkbaren Kurswechsel" : "Es wird Zeit, dass die SPÖ mutiger wird und zum Beispiel die Ideen des verstorbenen Alfred Dallinger wieder aufgreift, wie etwa die Wertschöpfungsabgabe."

Am 15. Februar soll der neue Kärntner SP-Chef präsentiert werden. Ein Nachfolger für Noch-Parteichef Reinhart Rohr ist weit und breit nicht in Sicht. Nach dem Favoriten und Wolfsberger Bürgermeister Gerhard Seifried hat jetzt auch sein Spittaler Kollege Gerhard Köfer von sich aus das Handtuch geworfen. Damit dürfte jetzt die Stunde der "lucky winner" kommen. Demnach bleiben nur noch Gesundheitslandesrat Peter Kaiser, Klubobmann Herwig Seiser und die Klagenfurter Vizebürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz im Rennen. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Printausgabe, 4.2.2009)