Was darf die Forschung? Schüler des Theresianums Wien diskutierten ethische Fragen in der Medizin
,
Karoline ist 18 und leidet schon seit längerem an einer aggressiven
Form von Hautkrebs. Alle herkömmlichen Behandlungsmethoden verliefen
bis jetzt erfolglos, und die Chancen auf Heilung sind gering, da sich
der Krebs schon im dritten Stadium befindet.
Als letzte Hoffnung sehen
die Ärzte plötzlich doch noch eine Möglichkeit, Karoline zu heilen. Sie
schlagen ihr vor, an einer Studie teilzunehmen, bei der die Wirkung
eines neuen Medikaments mit der eines bereits erprobten Mittels
verglichen werden soll. Ethisch bedenklich dabei ist, dass Karoline
trotz ihrer Teilnahme an dem Versuch im Voraus nicht gesagt wird, ob
ihr das bereits erprobte oder das neue, eventuell heilende Medikament
verabreicht wird und ob sie überhaupt eine Chance auf Heilung hat.
Dieses Beispiel brachte eine Schülergruppe des Theresianums bei einer
Podiumsdiskussion zum Thema Bioethik ein.
"Bioethik befasst sich mit den Fragestellungen, die den Anfang und
das Ende des Lebens betreffen" , erklärte Christiane Druml, Vorsitzende
der Bioethikkommission, und nannte dabei die Themen Abtreibung und
Organspende. Zu Karolines Fall ergaben sich für die Schüler viele
Fragen: etwa ob es ethisch vertretbar sei, dass Karoline nur im Rahmen
der Studie das neue Medikament bekommt. Und ob es gerechtfertigt werden
könne, dass sie als Versuchsobjekt behandelt werde. Und auch, ob ihr
nicht eine finanzielle Entschädigung zustünde und wie hoch diese sein
müsste.
All diese Fragen beschäftigten die Zuhörer noch lange nach der
Veranstaltung, sodass sich spontan einige Schüler meldeten, um
Österreich beim Bioethik-Jugendkongress in Straßburg zu vertreten.
(DER STANDARD-Printausgabe, Lisa-Stephanie Varga, 3. Februar 2010)
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