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Den fünf Amerikanerinnen wird mit ihren fünf Kollegen vorgeworfen illegale Kindervermittlung betrieben zu haben

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Adoptionen wurden in Haiti für die nächsten Monate verboten

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Port-au-Prince - Gegen die zehn in Haiti inhaftierten US-Bürger ist Anklage wegen Kindesentführung erhoben worden. Sie seien wegen der Entführung Minderjähriger und der Bildung einer kriminellen Gruppe angeklagt, teilte ihr Anwalt Edwin Coq am Donnerstag in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince mit. US-Außenministerin Hillary Clinton hatte zuvor von einer "unglücklichen" Angelegenheit gesprochen.

Bei den Verdächtigen handelt es sich um eine Gruppe von US-Baptisten, die 33 haitianische Kinder im Alter zwischen zwei Monaten und 14 Jahren ohne Genehmigung außer Landes bringen wollten. Sie wurden vor knapp einer Woche an der Grenze zur Dominikanischen Republik festgenommen.

Viele der verschleppten Kinder haben noch Angehörige

Die US-Organisation New Life Children's Refuge betonte die "guten Absichten" ihrer Mitglieder. Die Kinder seien nach dem Erdbeben vor rund drei Wochen Waisen geworden oder auf sich gestellt. Inzwischen stellte sich allerdings heraus, dass viele der Kinder noch Eltern oder Angehörige haben.

Clinton hatte vor der Anklageerhebung in Washington gesagt, ungeachtet der Beweggründe der US-Bürger sei es bedauerlich, dass die Gruppe in diese Sache verwickelt sei. Die US-Regierung rede mit den haitianischen Behörden darüber, welche Maßnahmen angemessen seien.

Das Kinderhilfswerk UNICEF steht in Haiti vor seiner bislang größten Herausforderung in Sachen Kinderschutz. Grund seien die vielen Kinder, die durch das Erdbeben zu Waisen wurden oder den Kontakt zu ihren Eltern verloren hätten, sagte die Vize-Generaldirektorin Hilde Johnson in Genf. "Das Risiko von Kinderhandel, dem Verkauf von Kindern als Sklaven oder illegaler Adoption ist erheblich", warnte sie.

Fast 40 Prozent aller Haitianer seien unter 14 Jahre alt, und schon vor dem Erdbeben hätten 300.000 Kinder in Waisenhäusern gelebt, von denen 50.000 keine Eltern mehr gehabt hätten. Durch das Beben sei die Zahl der unbeaufsichtigten oder von ihren Eltern getrennten Kinder erheblich gestiegen, sagte Johnson, ohne genaue Zahlen nennen zu können. (APA)