Wien - Tierschützer wehren sich gegen den aus ihrer Sicht "diskriminierenden" verpflichtenden Führschein für Kampfhundehalter, über den bei der Wiener Volksbefragung abgestimmt wird. Wenn es einen Pflicht-Hundeführschein gebe, dann für alle, sagt Alexander Willer, Pressesprecher des Wiener Tierschutzhauses in Vösendorf.

Mehr als ein Drittel der rund 360 Hunde im Tierschutzhaus gehört einer der Rassen an, die sich auf der von Umweltstadträtin Ulli Sima (SP) erstellten Indexliste für die verpflichtende Prüfung finden. Derzeit kämen laut Willer jede Woche ein bis zwei Hunde mehr als sonst ins Heim - da die Politik das zu Unrecht schlechte Image dieser Hunde verstärke.

Durch das Wiener Konzept und das am 1. Jänner in Kraft getretene niederösterreichische Gesetz steige in kleineren Tierheimen die Gefahr, dass derartige Rassen eher getötet würden, da man davon ausgehe, sie nicht vermitteln zu können - wogegen sich das Tierschutzhaus dezidiert wende. Man merke bereits, dass sich potenzielle Interessenten zurückhielten.

Auch die Österreichische Tierärztekammer (ÖTK) ist gegen den "Kampfhunde-Führschein" und lehnt ein "Festmachen der Gefährlichkeit von Hunden an Rassemerkmalen oder ihrem optischen Erscheinungsbild" ab. Der Hundeführschein ersetze zudem nicht die fundierte Ausbildung bei einem Hundesportverein oder -trainer. Insofern sei die Fragenerläuterung bei der Volksbefragung - "der Hundeführschein ist eine fundierte Ausbildung für Hundehalter" - irreführend.

Wuff gegen Diskriminierung

Das Hundemagazin Wuff hat jetzt eine Flugblattkampagne unter dem Motto "Nein zum Hunde-Rassismus!" gestartet. Das Treiben der schwarzen Schafe unter den Hundehaltern werde durch einen Führschein noch legitimiert, sagt Wuff-Verleger Gerald Pötz. "Ein soziologisches Problem psychopathischer Hundehalter lässt sich so nicht lösen." Man solle vielmehr die Maulkorb-, Leinen-, und Chippflicht kontrollieren, um Vergehen in einer Datenbank zu speichern. Schließlich seien tausende Hunde in Wien nicht gemeldet.

Im Büro Sima beschwichtigt man: "Wir wollen sicher keine Hunde diskriminieren. Es geht darum, ein besseres Miteinander zu schaffen" , sagte Sprecherin Anita Voraberger. Oft hätten Menschen heute Angst vor Hunden, die auf der Indexliste stünden. Durch bessere Ausbildung der Tiere und ihrer Besitzer könne sich das nur verbessern. (APA, spri, DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2010)