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Schwänzchen in die Höh': Erstmals konnte an einem Sinosauropteryx die Farbe von Dino-Federn bestimmt werden. Dienten sie als Aufputz?

Bild: AP/University of Bristol, Jim Robins

Haplocheirus sollers ist der älteste vogelartige Dino - der neueste Beweis, dass Vögel deren Nachfahren sind.

Bild: Portia Sloan

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Das Sinosauropteryx-Fossil

Foto: AP/Nanjing Institute

Washington/London - Was war zuerst, die Henne oder das Ei? Diese Frage lässt sich seit heute eindeutiger beantworten als je zuvor: Zuerst war das Ei, und zwar das von Dinosauriern, aus denen sich vor mehr als 150 Millionen Jahren die Vögel zu entwickeln begannen.

Unter Paläontologen gilt das im Grunde schon seit dem 19. Jahrhundert und den Archaeopteryx-Funden in Solnhofen als die wahrscheinlichste Hypothese. Doch es gibt oder besser gab bis heute einige offene Fragen. Warum waren die fast 150 Millionen Jahre alten Funde des Urvogels Archaeopteryx so viel älter als die der bislang frühesten vogelähnlichen Dinos?

Haben sich die Vögel womöglich doch unabhängig von den Dinos entwickelt, oder etwa aus den Krokodilen? Wenn nein, hatten auch schon die Dinosaurier Federn? Falls sie Federn gehabt haben, wozu dienten sie, da die Dinos damit nicht fliegen konnten?

Melanosome machen farbig

Auf die letzten beiden Fragen geben nun Forscher um Mike Benton der Universität Bristol Antwort: Sie entdeckten erstmals sowohl in rund 125 Millionen Jahre alten Dinosaurierfossilien wie auch im Urzeit-Vogel Confuciosornis kleine Pigmenttröpfchen, sogenannte Melanosomen, die in den Federschäften der Vögel für Farbe sorgen.

Mit der Entdeckung der Melanosomen war nicht nur bestätigt, dass die bereits bekannten Strukturen tatsächlich Federn waren, so Benton. Damit ließ sich auch die Farbe etwa des Sinosauropteryx bestimmen: Dieser frühe Dinosaurier mit Federansätzen trug nach den neuen Erkenntnissen der Forscher am Schwanz orange und weiße Borstenringe.

Ihre im Wissenschaftsmagazin "Nature" online erschienene Studie schlägt zudem eine neue Hypothese hinsichtlich der frühesten Funktion der Federn vor. Da die ersten Federn nachweislich Farbpigmente enthielten, hätten sie sich zunächst womöglich nur entwickelt, um bunte Farben zur Schau zu stellen und bei der Balz erfolgreicher zu sein. Einen Nutzen als Wärmedämmung oder Hilfsmittel zum Fliegen erhielten sie laut Benton erst später. Sein Mitautor Zhou indes hält auch die Wärmedämmungsthese für nicht ganz abwegig.

Der bereits bekannte, urtümliche Vogel Confuciusornis, dessen Federkleid nach den neuen Erkenntnissen weiß, schwarz und orange-braun gefleckt war, nutzte als einer der ersten seine Flügel zur Fortbewegung. Die Ergebnisse bestätigen nach Auskunft der Forscher zudem die Annahme, dass sich Vögel aus fleischfressenden Dinosauriern herausbildeten.

Den jüngsten Beweis dafür, dass die Vögel von den Sauriern abstammen, liefert heute ein spektakulärer Fundes des chinesischen Paläontologen Xu Xing. Gemeinsam mit zwei US-Kollegen entdeckte er in der Wüste Gobi im Nordwesten Chinas das fast vollständig erhaltene Fossil einer neuen Gattung der Alvarezsauridae.

Altes Fossil, jüngster Beweis

Das Besondere daran: Das Exemplar, dem die Forscher den Namen Haplocheirus sollers gaben, ist gleich um 63 Millionen Jahren älter als die bislang ältesten bekannten Verwandten der Alvarezsauridae, wie die Forscher im US-Wissenschaftsmagazin "Science" (Bd. 327, S. 508) berichten, und mit mehr 160 Millionen Jahren auch um 15 Millionen Jahre älter als Archäopteryx.

Für Hans-Dieter Sues, den Kurator der Wirbeltierabteilung des Naturhistorischen Museums in Washington ist damit endgültig der Beweis erbracht, dass es kein zeitliches Paradox mehr zwischen dem Urvogel Archäopteryx und den vogelartigen Dinos gibt.

Haplocheirus beendet aber auch den Streit über die rätselhaften Alvarezsauridae. Das drei Meter lange Skelett von Haplocheirus ist so primitiv und vogelunähnlich, dass damit bewiesen ist, dass es sich dabei tatsächlich noch um Saurier und keine flugunfähigen Vögel handelte.

Ein Rätsel aber bleibt nach den beiden neuen Funden für Xu Xing, den Hauptautor der "Science"-Studie: "Die Evolution der Federn dürfte noch viel komplexer gewesen sein, als wir dachten." (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. Jänner 2010)