Man könnte sagen: Gabi Burgstaller, die Salzburger Landeshauptfrau, hat vorbildlich reagiert. Denn sie verlangte Mitte 2009, die Kostenstruktur der Osterfestspiele zu prüfen. Und weil Fragen unbeantwortet blieben, bestand sie im Dezember auf einer Sonderprüfung. Dabei traten möglicherweise kriminelle Dinge zutage: Die Osterfestspiele, die oft über zu geringe Subventionen klagten, sollen Leistungen doppelt bezahlt haben - einmal an die Sommerfestspiele, bei denen die Leistung bestellt worden war, und ein zweites Mal an deren technischen Direktor, der nun seinen Job los ist. Zuvor wurde Osterfestspielgeschäftsführer Michael Dewitte entlassen.

Man könnte aber auch sagen: Gabi Burgstaller hat viel zu spät reagiert. Wann der Missbrauch begann, ist noch unbekannt. Es dürfte jedoch schon einige Jahre her sein. Denn Dewitte, der persönliche Referent von Claudio Abbado, übernahm 1998 die Geschäftsführung der Osterfestspiele. Damals war das Festival quasi ein privater Verein. Aber in den letzten Jahren wurden die Subventionen höher. Die Politik hatte es trotzdem nie für notwendig erachtet, die Buchführung einer Kontrolle zu unterziehen.

Die Landeshauptfrau ist daher ungewollt in die Rolle des Dorfrichters Adam geschlüpft, der gegen sich selbst zu ermitteln hat. Denn Burgstaller ist seit ihrem Amtsantritt 2004 geschäftsführende Präsidentin der Osterfestspiel-Stiftung. Sie hat daher auch die Verantwortung zu tragen. (Thomas Trenkler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.1.2010)