Signierstunde für Haider-Interessierte in Bad Goisern: Nach den Angaben von Jörg Haiders Mutter Dorothea Haider (li.) wurde die Biografie "Mein Sohn Jörg" verfasst.

Foto: Wildbild/Alexa Schober

Bad Goisern - Nur einige Bilder der örtlichen Laienbühne zieren die Wände des sonst schmucklosen Festsaals von Bad Goisern. Ihrem im Oktober 2008 verstorbenen Bruder Jörg hätte der Saal trotzdem gefallen, immerhin hätte er in seiner Jugend ja Schauspieler werden wollen, spannt Schwester Ursula Haubner den rhetorischen Bogen zwischen Veranstaltungsort und dem verunglückten Kärntner Landeshauptmann.

Gemeinsam mit Haiders Witwe Claudia, Mutter Dorothea und BZÖ-Obmann Josef Bucher präsentierte sie Montagabend in Bad Goisern die Haider-Biografie "Mein Sohn Jörg". Das vom Journalistenehepaar Regina und Andreas Zeppelzauer verfasste Haider-Buch basiert auf Interviews mit Haiders Mutter. "Es ist kein politisches Buch", betont Autor Zeppelzauer im Standard-Gespräch. Es sei ein "privates Buch, in dem die Mutter über ihren Buben erzählt." Und es wäre die einzige autorisierte Biografie. Haiders Schwester Haubner habe den Text gegengelesen. Unpolitisch bedeutet freilich auch, dass die nationalsozialistische Vergangenheit von Jörg Haiders Eltern ausgeblendet bleibt.

Privat mutet denn auch die Veranstaltung in Haiders oberösterreichischem Herkunftsort an, die am Vorabend zu seinem sechzigsten Geburtstag wohl kalkuliert zu einem Erinnerungsabend an die unpolitischen Seiten des Rechtspopulisten gerät. Gekommen sind an die einhundert Interessierte: Nachbarn von Mutter Dorothea aus dem Ort, lokale BZÖ-Funktionäre, einige Fotografen und Journalisten.

Ein wenig stolz auf ihren prominenten ehemaligen Bürger ist man jedenfalls schon in Goisern. "Er war ein großer Sohn der Ortschaft", meint selbst der rote Bürgermeister Peter Ellmer. Auch wenn Haider im Ort eigentlich gar nicht "so präsent" gewesen wäre. Zu Lebzeiten habe Haider jedenfalls viel aus dem Salzkammergut mitgenommen. So etwa seine "Liebe zu den Bergen".

"Jörg Slideshow"

Die Bergwelt ist es auch, die Witwe Claudia Haider in den Mittelpunkt ihrer öffentlichen Erinnerungen stellt: "Viele Wege führen zu Gott. Einer geht über die Berge", zitiert sie den Innsbrucker Alt-Bischof Reinhold Stecher. Dazu gibt es Bergbilder Haiders von seinem langjährigen Bergfreund Theodor "Teddy" Inthal. "Jörg Slideshow" ist auf der auf die Leinwand projizierten Computer-Menüleiste zu lesen. Gezeigt wird Haider beim Klettern, auf der Terrasse der Adlersruhe am Großglockner, bei der Gipfelmadonna am Gran Paradiso. Die Botschaft ist klar: Ihr verstorbener Gatte war nicht nur Politiker, sondern hatte auch andere Interessen, abseits der politischen Karriere.

Noch persönlicher dann der Auftritt von Mutter Dorothea "Dorli" Haider: "Es gibt für eine Mutter nichts Schlimmeres, als ihr Kind zu verlieren." Mit fester Stimme erzählt die 91-Jährige Anekdoten und Geschichterln aus der Kindheit "ihres Jörg". Man hört von der Tierliebe des Buben, seinem Teddybären und dem Krokodil im Kasperltheater des jungen Haider.

Das Bild vom Krokodil wird vom Abschlussredner, BZÖ-Obmann Josef Bucher, dankbar aufgenommen: Später wäre sein politischer Mentor eben "zum Krokodil in der Politik" geworden, witzelt der "Seppi Bucher", wie er in vertrauter Runde amikal genannt wird. Kein Wort über die aktuelle BZÖ-Krise, kein Seitenhieb auf die Abspaltung der FPK. Die Linie des Abends heißt auch bei Bucher: Haider war menschlich. Ein "hyperaktiver Mensch", erinnert sich der BZÖ-Chef, eben ein "politischer Nimmersatt". (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe, 27.1.2010)