Aus einem Plädoyer des tschechischen Expräsidenten - mit unterzeichnet von Desmond Tutu, Karl Schwarzenberg, Michael Moore und anderen prominenten Menschenrechtsaktivisten -, dem Regimekritiker Liu Xiaobo den Friedensnobelpreis 2010 zu verleihen:

Am ersten Weihnachtstag des letzten Jahres wurde einer der bekanntesten Menschenrechtsaktivisten Chinas, der Schriftsteller und Universitätsprofessor Liu Xiaobo, zu elf Jahren Haft verurteilt. Liu ist einer der Haupturheber der Charta 08, einer Petition, die von der tschechoslowakischen Charta 77 inspiriert wurde und die chinesische Regierung auffordert, sich an ihre eigenen Gesetze und die Verfassung zu halten, und zudem die offene Wahl von staatlichen Amtsträgern fordert sowie Religionsfreiheit, freie Meinungsäußerung und die Abschaffung der Gesetze gegen die "Untergrabung der Staatsgewalt". Für seinen Mut und seine gedankliche Klarheit im Hinblick auf Chinas Zukunft verdient Liu den Friedensnobelpreis 2010. Denn Lius Ideale sind allgemeingültig: die Achtung der Menschenrechte sowie die Verantwortung der Bürger dafür, sicherzustellen, dass ihre Regierungen diese Rechte respektieren.

Sollte sich das Nobelkomitee dazu entschließen, Lius Einsatz für diese Ideale anzuerkennen, würde dies nicht nur die Aufmerksamkeit der Welt auf die Ungerechtigkeit seiner Haftstrafe lenken. Es würde auch dazu beitragen, die universellen Werte, für die Liu einen Großteil seines Lebens gekämpft hat, innerhalb Chinas zu stärken.( Václav Havel/©Project syndicate/DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2010)

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In einem in der Gestion frappierend ähnlichen offenen Brief an die Staatsführung, der gestern via "Peoples Daily" verbreitet wurde, fordern vier altgediente ehemalige KP-Funktionäre die Wiederaufnahme des Prozesses gegen den Dissidenten. Denn:

Wenn die Demokratie, das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte, für die wir alten Kameraden unser ganzes Leben gekämpft haben, beiseitegeschoben werden, ruhen unsere Herzen niemals in Frieden.