Mailand - So wütend war Inter Mailand nach einem Derby-Triumph noch nie. Trotz seines fulminanten 2:0-Sieges gegen Milan ging der Meister am Sonntagabend auf die Barrikaden. Tabellenführer Inter fühlt sich in der italienischen Fußball-Liga von Verschwörern umzingelt. "Das stinkt doch. Sie wollen uns den Meistertitel nicht frühzeitig gewinnen lassen", schimpfte Inter-Trainer Jose Mourinho.

"Heute wurde alles getan, damit wir nicht siegen", unterstellte der Portugiese Schiedsrichter Gianluca Rocchi offen Parteilichkeit, weil der gleich zwei Inter-Spieler vom Platz stellte und Verfolger Milan im Spitzenduell auch noch einen umstrittenen Elfer zusprach. Aber weder der tatsächlich katastrophale Rocchi noch der blasse Lokalrivale konnten den aufgebrachten Titelverteidiger bändigen. "Heute hätten sie uns allenfalls mit nur noch sechs Mann auf dem Platz geschlagen", tönte Mourinho.

Nachdem Milito Inter in der 10. Minute in Führung gebracht hatte, stellte Referee Rocchi Weslej Sneijder eine Viertelstunde später wegen Kritik vom Platz. "Das war ungerecht. Der Schiedsrichter war sehr schlecht", wetterte sogar der sonst eher zurückhaltende Inter-Präsident Massimo Moratti. Trotz Unterzahl erhöhte der Spitzenreiter in der 65. Minute durch Pandev auf 2:0, das Inter-Schlussmann Julio Cesar mit seiner Elferparade gegen Ronaldinho kurz vor Schluss sicherte. Lucio hatte den Ball im Strafraum an die Hand bekommen, wofür ihm Rocchi - wohl zu Unrecht - Rot zeigte.

Mit dem 95. Derbysieg hat Inter (49 Punkte) den Tabellenzweiten Milan (40), der ein Spiel weniger ausgetragen hat, sicher auf Distanz gehalten. Der fünfte Meistertitel in Serie scheint in greifbarer Nähe - wären da nicht die von Mourinho vermuteten dunklen Mächte, die auch Club-Chef Moratti zu wittern glaubt: "Der Titel ist noch nicht gewonnen, weil uns ein Wind entgegen bläst", betonte der Inter-Boss. Nun ist es im aufgeregten Fußball-Land Italien nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Mafia-Schlagzeilen und Komplott-Geschichten erscheinen.

Während Inter die Liga aufmischte, leckte Milan seine Wunden. "Wir sind enttäuscht, schauen aber jetzt nach vorn", sagte David Beckham, der gegen Inter sein bisher schwächstes Spiel für den AC zeigte. Auch Trainer Leonardo versuchte die dritte Saisonniederlage gegen den Stadtrivalen zu relativieren: "Wegen so eines K.o.'s gehen wir nicht zu Boden", betonte der Brasilianer. (APA)