München - Die BayernLB hat ihre Schadenersatz-Prüfungen für die Milliardenverluste bei der Hypo Alpe Adria ausgeweitet und will jetzt gegen jeden Beteiligten ermitteln, bei dem möglicherweise Geld zu holen ist. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf Kreise der bayerischen Staatsregierung.

Die Prüfungen richten sich "gegen alle", bei denen womöglich Geld zu holen sei, schreibt die zeitung. Genannt wird laut "SZ" in Bayerns Regierungskreisen vor allem die vom Vermögensverwalter Tilo Berlin betreute Investorengruppe, die im Jahr 2007 an der Übernahme der Hypo Alpe Adria durch die BayernLB zwischen 130 und 170 Mio. Euro verdient haben soll.

Auch Bankprüfer im Visier

Im Visier sind aber auch die Bankprüfer. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte angekündigt, möglicherweise auch gegen Wirtschaftsprüfer und Berater juristisch vorgehen zu wollen. "Es gibt keine Tabus", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Die BayernLB hatte die Kärntner Hypo 2007 gekauft und sich damit Milliardenverluste eingebrockt. Nach Belastungen von 3,7 Mrd. Euro für die Steuerzahler trat Bayern die Bank im Dezember an die Republik Österreich ab. Für die Kaufprüfung war die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zuständig, die in einem Bericht darauf hingewiesen hatte, dass während der Prüfung der Unterlagen Ordner im Datenraum ausgetauscht worden seien.

Bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, die die Jahresabschlüsse der Hypo Alpe Adria in den entscheidenden Jahren 2006 bis 2008 geprüft hatte, sieht man jedenfalls keinen Grund für Schadenersatz. "Im Moment sehen wir keine Schuld", sagte ein Sprecher von Deloitte in Österreich am Montag zur dpa. Die Bilanzen seien ordnungsgemäß geprüft worden.

Ermittlungen gegen Berlin

Wissen wollen die Bayern, bei wem die Gewinne am Ende gelandet seien und ob dieses Geschäft auf "Insiderwissen" über den damals bevorstehenden Einstieg der BayernLB beruhte. "Wenn wir Insidergeschäfte nachweisen können, dann können wir die Gewinne abschöpfen", glauben die bayerischen Regierungskreise. Bisher ist nur ein Teil der Investoren öffentlich bekannt. Die Staatsanwaltschaft in München ermittelt gegen Tilo Berlin, der die Verdächtigungen zurückweist und wiederholt beteuert hat, es sei alles korrekt abgelaufen. Geprüft wird auch, ob vom Land Kärnten Schadenersatz verlangt werden kann.

Am späten Montagnachmittag tritt in Wien der vorige Woche bestellte neue Aufsichtsrat der Hypo Alpe Adria zusammen. In der konstituierenden Sitzung werden die Funktionen festgelegt. Den Vorsitz hat Johannes Ditz über, sein Vize ist Rudolf Scholten. Für den Eigentümer Republik im Kontrollgremium sitzen noch Alois Steinbichler und Helmut Draxler. Eine Neuausschreibung zu ersetzender Vorstandsmandate dürfte erst in späteren Sitzungen Thema werden, hieß es heute.

Der neue Bankpräsident Ditz hatte vorige Woche bereits weiteren Kapitalbedarf für die Hypo nicht ausgeschlossen. In den "Oberösterreichischen Nachrichten" hat Neo-Aufsichtsrat Draxler erklärt, jetzt gehe es erst einmal darum, das Institut zu stabilisieren. Dann werde es aber "chirurgische Schnitte" geben müssen. Draxler war, wie er festhielt, schon einmal Aufsichtsratspräsident einer Bank, bei der Österreichischen Verkehrskreditbank. Was die (juristische) Aufarbeitung der Hypo-Probleme betrifft, so konnte Draxler versprechen, "dass wir sicher nichts unter den Teppich kehren werden."

Gerd Häusler als neuer BayernLB-Chef im Gespräch

Der ehemalige Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Gerd Häusler, ist als neuer BayernLB-Chef im Gespräch. Nach Informationen aus Finanzkreisen solle Häusler auf Michael Kemmer folgen, der im Dezember seinen Posten geräumt hatte, berichtete "Spiegel Online" am Montag. Die Bank und das bayerische Finanzministerium wollten die Personalspekulationen zunächst nicht kommentieren. Auch in der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstag) hieß es, die Berufung von Häusler zum BayernLB-Chef stehe bevor. (APA)